Verantwortung
Unser Partner RepaNet im Gespräch

Kleiderschrank mustern und damit Gutes bewirken

Re-Use von Textilien startet mit einem Ausmusterprozess. Wir kennen das alle, der Frühling ist da und der Schrank wird erstmal auf den Kopf gestellt: Was passt noch? Was gefällt nicht mehr?

Wie man daraus einen ökologischen und sozialen Mehrwert schafft, erfahren wir im Gespräch mit MMag.a Irene Schanda, die bei unserem Partner RepaNet – dem Re-Use- und Reparaturnetzwerk Österreich – für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Voller Überzeugung engagiert sie sich für Bewusstseinsbildung rund um die Themen Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung, um den ökosozialen Wandel hin zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise und einem „Guten Leben für Alle“ voranzutreiben.

Frau Schanda, worauf sollte man beim Mustern achten?

Damit Kleidung weiteren Menschen Freude bereiten kann, ist es wichtig, sie gut unter die Lupe zu nehmen. Verbeulte, fleckige, verwaschene oder löchrige Kleidung ist ein No-Go. Zur Wiederverwendung eignet sich hingegen wirklich gut erhaltene, saubere, gewaschene Kleidung. Wenn etwa nur ein Knopf fehlt, kann man den rasch wieder annähen. Soziales Engagement wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger, und es lässt sich auch im Handumdrehen umsetzen – wenn man sich dafür entscheidet, die ausgemusterte Kleidung zu spenden.

Die RepaNet Mitglieder, also die sozialwirtschaftlichen Textilsammler und -verwerter, sind die ideale Adresse für die Kleiderspende. Auf sachspenden.at sieht man die nächstgelegene. Was passiert im Hintergrund, was sehen wir nicht?

Bevor gespendete Kleidung den Weg in die Re-Use-Shops unserer Mitglieder findet, wird sie gesammelt – das heißt Textilcontainer werden entleert, Kleiderspenden an Abgabestellen entgegengenommen. Dann folgt die Sortierung, denn nur die beste Ware kann in Österreich zum Verkauf angeboten werden. Im Hintergrund arbeiten also unsere Mitglieder in Sammlung und Sortierung bzw. sichtbar im Shop. Viele davon sind Menschen mit Benachteiligungen am Arbeitsmarkt, die durch Transitarbeitsplätze neue Chancen erhalten.

Wie haben Sie das Jahr 2020 erlebt und mit welchen Herausforderungen haben es Ihre Mitglieder zu tun?

Sämtliche Re-Use-Shops unserer Mitglieder waren von den gesetzlich angeordneten Schließungen während der mehrmaligen Lockdowns betroffen; die Zeit haben sie etwa für Renovierungen und Umgestaltungen genutzt. Gleichzeitig aber quollen die Lager mancherorts fast über, denn viele Menschen haben Dinge aussortiert und gespendet, die aber wegen der Shop-Schließungen und vermindertem Absatz durch Großabnehmer nicht verkauft werden konnten. In Summe hat sich die Sozialwirtschaft als verlässlicher Akteur in der Krise bewiesen, der in dieser Zeit historisch hoher Arbeitslosigkeit wichtige Jobs sichert. Wir setzen uns deshalb auf politischer Ebene dafür ein, dass sozialwirtschaftliche Re-Use-Betriebe künftig vermehrt gefördert werden.

2020 war für viele auch ein Jahr der Reflexion und Änderung des Lebensstils. Regionalität, Klimaschonung und soziale Gesichtspunkte gewannen an Popularität. Die Re-Use-Shops wurden nach Wiederöffnung regelrecht gestürmt, und es ist wünschenswert, dass sich der Trend zu einem ressourcenschonenden Lebensstil, der auch Reparatur und alternative Konsummodelle wie Teilen einschließt, künftig fortsetzt.

Was kann ich als Privatperson tun, um einen Beitrag zu leisten?

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist für viele 2020 mehr denn je in den Mittelpunkt gerückt. Bleiben wir bei aussortierter Kleidung: Anstatt diese zu verkaufen, spenden Sie sie doch an ein Mitglied von sachspenden.at. Vieles, was man im täglichen Leben braucht, ist in ihren Re-Use-Shops erhältlich –auch mit Ihrem Einkauf unterstützen Sie den sozialen Zweck der Organisation.

Und noch was ganz Aktuelles: Ich möchte alle LeserInnen einladen, bei unserem Gewinnspiel mitzumachen!

Re-Use zielt auf eine längere Nutzungsdauer ab, was auch beispielsweise auch durch reparieren gelingt.

Genau - vieles, was kaputt geht, kann noch repariert werden. So wird unser Ressourcenverbrauch gesenkt und die Umwelt geschont. Zu den RepaNet-Mitgliedern zählen auch das Reparaturnetzwerk Wien und GRAZ repariert, das sind regionale Zusammenschlüsse von Reparaturbetrieben mit besonders hohen Qualitätskriterien. Wer lieber selbst Hand anlegen möchte, kann dies in einem Repair Café tun. Dort werden mit Unterstützung von ehrenamtlichen ReparateurInnen kaputte Dinge, zusammen mit den BesucherInnen und in gemütlicher Atmosphäre, wieder in Schuss gebracht – ob Kaffeemaschine, Staubsauger oder Jeans. In Österreich gibt es in etwa 150 Reparaturinitiativen, eine Übersicht findet man auf unserer Website www.repanet.at/reparaturcafes. Sobald Veranstaltungen wieder sicher stattfinden dürfen, werden auch diese Events wiederaufleben.

Darauf freuen wir uns schon. Danke für das Gespräch!