Das Tchibo Kaffeeländerprogramm #6
Das Hochland in Vietnam liegt etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel. Sonne und Regen wechseln sich ab. Das Klima bietet also ideale Voraussetzungen für den Kaffeeanbau. Kaum zu glauben: Vietnam ist der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt! Obwohl die Anbauflächen für Kaffee um einiges kleiner sind als in Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten. Insbesondere für Robusta Bohnen finden sich in Vietnam sehr gute Anbaubedingungen. Die Robusta Bohnen sorgen für eine intensive Note im Aroma. Wir beziehen unseren Kaffee aus den Provinzen Dak Lak, Gia Lai, Lam Dong, Dak Nong und Kon Tum. Diese Provinzen liegen im Süden des Landes in der Region Zentrales Hochland.
Wir bei Tchibo haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2027 ausschließlich Kaffee aus verantwortungsvollem Einkauf anzubieten. In unserer Story-Reihe möchten wir einen Einblick in das Tchibo Kaffeeprogramm geben und über den Kaffeeanbau der Zukunft sprechen.
Markant für die Region: Den Kleinfarmer*innen steht oft nur eine Fläche von etwa einem Hektar Land zur Verfügung. Und auch in Vietnam stellt der Klimawandel den Kaffeeanbau vor erhebliche Probleme: Durch die steigenden Temperaturen sind immer weniger Flächen für den Kaffeeanbau geeignet. Dürren, Wasserknappheit und Starkregenereignisse führen zu Ernteausfällen. Die Armut ist doppelt so hoch wie im landesweiten Durchschnitt. Untersuchungen von Enveritas haben gezeigt, dass in der Armutsbekämpfung der größte Hebel liegt, um die Situation vor Ort zu verbessern.
Was wir konkret tun
Um den Kaffeeanbau in unseren Regionen in Vietnam zukunftssicher zu machen, haben wir einen 5-Jahresplan entwickelt. Das Wesentliche: Wir arbeiten mit Kaffeefarmer*innen zusammen, die unter der Armutsgrenze leben. Dabei integrieren wir auch ethnische Minderheiten. Insgesamt werden bis 2028 etwa 12.000 Kaffeefarmer*innen in Vietnam von den Maßnahmen profitieren.
Kompetenzworkshops für Farmer*innen
Zur Bekämpfung von Armut und Förderung des Klimaschutzes arbeiten wir mit der Neumann Kaffee Gruppe und SNV Netherlands Development Organisation zusammen, um Kompetenzprojekte für Kleinfarmer*innen zu entwickeln. Ziel ist es, Einkommen zu steigern, den Umgang mit Agrochemikalien nachhaltiger zu gestalten, Emissionen zu senken und den Wasserfußabdruck zu verkleinern. Die Workshops vermitteln Wissen in Bereichen wie gute landwirtschaftliche Praktiken, Arbeitsschutz, sowie Alternativen zu toxischen Chemikalien. Sie kombinieren theoretische Lehrmaterialien mit praktischen Modulen und nutzen 60 Modellfarmen, um ideale Kaffeeanbaubedingungen zu demonstrieren. Durch aktive Beteiligung der Farmer*innen wird das Lernen interaktiv gestaltet, sodass ihre Erfahrungen und ihr Feedback mit in die Zusammenarbeit einfließt und ein Vertrauensverhältnis zwischen den Teilnehmer*innen und den Trainer*innen entsteht.
Herstellung von Pflanzenkohle für bessere Böden
Wir untersuchen zusammen mit dem Beratungsunternehmen dss+ in einer Studie, wie nützlich Pyrolyseöfen auf Kaffeefarmen sind. Seit Januar 2022 stehen diese Öfen auf 20 Testfarmen zur Verfügung. Die Farmer*innen können damit aus organischen Abfällen wie Kaffeeschalen und Baumschnittresten selbst Pflanzenkohle herstellen. Diese Pflanzenkohle wird dann mit Düngemitteln oder Kompost vermischt und in den Boden eingebracht, was die Bodenqualität verbessert. Die Ergebnisse der Tests zur Produktion und Nutzung von Pflanzenkohle werden wichtige Hinweise für die Zukunft geben. Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen beim Kaffeeanbau zu reduzieren und die Lieferkette widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen, sowie den Nutzen für die Farmer*innen zu erhöhen.
Bewässerungsstudie für Robusta-Kaffee
Vietnam ist ein führendes Land im Anbau von Robusta-Kaffee, wobei ein Großteil dieser Pflanze durch intensive Bewässerung kultiviert wird. Eine Reduzierung des Wasserverbrauchs ist entscheidend, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels wie Grundwassermangel und Lebensraumverlust entgegenzuwirken. In Zusammenarbeit mit dem Agricultural Research Centre for International Development (CIRAD) und dem Western Highlands Agriculture and Forestry Science Institute (WASI) unterstützten wir eine Studie zur Optimierung der Kaffeebewässerung in Vietnam. Ziel dieser Studie ist es, die Wassermenge beim Anbau von Robusta zu verringern, ohne dabei Ertrag oder Qualität zu beeinträchtigen.
Learnings & Erfolge
In den ersten zwei Jahren unseres Projekts haben sich bereits 4.000 von geplanten 12.000 Farmen unserem Programm angeschlossen, was beachtliche Fortschritte zeigt. Ein wichtiger Erfolg ist die Einrichtung von 14 Modellfarmen, die als Lernzentren dienen, in denen Farmfamilien voneinander und miteinander lernen. Durch Beobachtung, Erkundung und Diskussionen entsteht lokal angepasste Expertise, die es den Farmer*innen ermöglicht, Expert*innen auf ihren eigenen Feldern zu werden.
Der Kaffeeanbau in Vietnam kann nur dann nachhaltig und langfristig verbessert werden, wenn die richtigen Ziele verfolgt werden. Für Dave D’haeze, unseren Tchibo Repräsentanten in Vietnam, ist klar:
„Die Transformation des Kaffeeanbaus in eine vielfältigere Landwirtschaft mit steigenden Erträgen dauert bestenfalls 10 bis 15 Jahre. Um dies zu erreichen, sind langfristige Investitionen, neue Wertschöpfungsketten und Absatzmärkte sowie modernere Produktionstechniken nötig.“
Das Beispiel unseres Programms in Vietnam zeigt, wie wichtig verlässliche Informationen, Wissen und Partnerschaften sind, um eine bessere Zukunft für Kaffeefarmer*innen, die Umwelt und die gesamte Wertschöpfungskette zu erreichen. Wir glauben an eine Zukunft, in der Kaffee nicht nur köstlich, sondern auch nachhaltig ist.
Das Kaffee-Länderprogramm in Vietnam in Kürze:
- Vietnam ist zweitgrößter Kaffeeproduzent weltweit
- Robusta gedeiht hier gut
- Kleinfarmer*innen haben oft nur sehr kleine Anbauflächen und leiden unter dem Klimawandel
- Armut spielt eine große Rolle
- Unser Zugang: Zusammenarbeit mit Kaffeefarmer*innen, die unter der Armutsgrenze leben
- Integration von ethnischen Minderheiten
- Ziel: Das Einkommen der Farmer*innen durch Trainings so zu steigern, dass sich ihre Lebensbedingungen signifikant verbessern