Mensch & Verantwortung
Kontrollen in der Textilindustrie

Abbruch Bangladesch Accord - der falsche Weg

Inspektion Feuertüren Bangladesch

Der Bangladesch Accord ist eine der größten Errungenschaften im Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Erstmalig ist es vor einigen Jahren gelungen, viele der größten Einkäufer weltweit an einen Tisch zu bringen und in einer konzertierten und verbindlichen Aktion die Textilbranche in Bangladesch sicherer zu machen.

Das Ziel des Bangladesch Accords ist es immer gewesen, die Aufgabe der nachhaltigen Verbesserung von Gebäudesicherheit und Feuerschutz in den Fabriken zurück in die Hände der Regierung und Verwaltung von Bangladesch zu geben. Nur so entsteht langfristige Nachhaltigkeit. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die gute und konstruktive Arbeit des Accord in gleicher Qualität fortgesetzt wird.

Durch unser gemeinsames Investment -  als Unternehmen und Lieferanten - haben wir die nötige Anschubfinanzierung, den Strukturaufbau und deutliche Verbesserungen auf Fabrikebene sichergestellt. Wir sind stolz auf das Erreichte, auch wenn dies in der Summe aller zu verändernden Arbeitsstandards nur ein Baustein ist. Umso bestürzter sind wir, dass die Institutionen in Bangladesch einen frühzeitigen Abbruch des Accords vorantreiben, ohne dass eine transparente, unabhängige und tragfähige Übergangsstruktur existiert.

Während wir über die Gründe nur spekulieren können, plädieren wir dringend dafür, im Interesse der Beschäftigten der Bekleidungsindustrie nichts zu überstürzen. Lange wurde an einem guten Übergangsprozess gearbeitet und verhandelt, dieser sollte das Handeln aller Beteiligten in den nächsten Monaten bestimmen. 

So wie die Katastrophe von Rana Plaza eine Zäsur für Bangladesch gewesen ist, wäre nun auch die überstürzte Ausweisung des Accord aus dem Land einschneidend. Sollte die Entscheidung bestätigt werden, werden wir - wie alle anderen Mitgliedsunternehmen auch - die bisher von den lokalen Experten des Accord durchgeführten Aufgaben aus Bangladesch und Deutschland - in Zusammenarbeit mit unseren Produzenten und dem Accord-Büro in Amsterdam - übernehmen. Das verpflichtende Commitment des Accord bleibt für alle bestehen: Den Beschäftigten muss beste Sicherheit ermöglicht werden.

Der Accord ist eine der wesentlichen Grundlagen unserer Geschäftstätigkeiten mit bangladeschischen Unternehmen geworden. Gleichzeitig ist es nicht im Sinne der Beschäftigten vor Ort, das Land zu verlassen. Das verbieten die Prinzipien eines ethischen Einkaufs. Unsere erste Handlungsprämisse ist es zu versuchen, die gute Arbeit im Land fortzusetzen.

Nichtsdestotrotz wird ein erzwungener Rückzug des Accords unser Vertrauen in das Land deutlich reduzieren, und es ist nicht auszuschließen, dass wir uns auch mit geschäftlichen Konsequenzen auseinandersetzen werden, wenn die Umsetzung der Anforderungen des Accords nicht weitergeht.