5 Tassen täglich
Wie das Klima dem Kaffee zusetzt

#81 Ist die Kaffeepflanze zukunftsfähig?

Überschwemmungen, Waldbrände, Starkregen, Hitze – Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf. Und haben weitreichende Folgen: Arten sterben aus, Anbaugebiete schwinden. Davon bleibt auch die Kaffeepflanze nicht verschont. Wie genau bedrohen Klimawandel und Krankheiten Anbaugebiete? Und was können wir tun, damit das Saatgut auch in Hunderten von Jahren noch besteht? Antworten gibt es in unserer neuen Folge „5 Tassen täglich“.

Ist die Kaffeepflanze eine gefährdete Gattung?

Die globale Temperatur steigt immer weiter an. Die wärmeren Temperaturen sind auch für die Arabica-Pflanze nicht geeignet.

Studien zeigen, dass in etwa 20 bis 30 Jahren in Nicaragua 70 % der Kaffeeanbaufläche für Arabica wegfallen wird. Damit verlieren wir wichtige Anbaugebiete, die bisher hochqualitativen Kaffee garantiert haben.
Dr. Gerhard Bytof, Kaffeewissenschaftler bei Tchibo

Am wohlsten fühlt sich die Arabica-Kaffeepflanze eigentlich bei 22 Grad (plus/minus drei Grad) - ein heimisches Wohnzimmer in Deutschland eigne sich daher ganz gut, so Bytof.

Wir sind zwar große Kaffeefans, aber eine Kaffeeplantage im eigenen Wohnzimmer könnte knifflig werden. Darum ist es so wichtig, Kaffeepflanzen besser an steigende Temperaturen anzupassen.

Ziel ist es, angepasstere Sorten innerhalb der Arabicas und der Robustas zu entwickeln. Gleichzeitig sollten wir uns darauf konzentrieren, ein vernünftiges Management für den Erhalt dieser Sorten einzuführen.
Dr. Gerhard Bytof, Kaffeewissenschaftler bei Tchibo

Kann man Kaffeesamen einfrieren?

Kaffeepflanzen lassen sich nicht gut lagern - schon drei Monate nach der Ernte sind Kaffeebohnen nicht mehr wirklich keimfähig. Langsames Gefrieren oder weiteres Trocknen können die Keimfähigkeit auch nicht verlängern. Eine Samenbank wie die in Spitzbergen in Norwegen kommt für Kaffeepflanzen daher bisher nicht in Frage. Und jetzt? Welche Alternativen gibt es denn zu Robusta und Arabica?

Stenopyhlla: die verschollene Kaffeeart

Möglicherweise ist die Lösung eine seit rund 100 Jahren fast vergessene Bohne, die der Coffea stenophylla.  Sie wuchs ursprünglich in Sierra Leone, Guinea und der Elfenbeinküste - und wurde dort bereits im 19. Jahrhundert in größerem Umfang angebaut. Während die Arabica Bohne immer größere Erfolge feierte, geriet Stenophylla Stück für Stück in Vergessenheit. Dabei könnte Stenophylla ein echter Ausweg sein:

Stenophylla ist an eine höhere Temperatur als Arabica angepasst, kann aber gleichzeitig eine Trockenzeit überdauern, anders als Robusta. Und Stenophylla schmeckt tatsächlich fast so gut wie Arabica.
Dr. Gerhard Bytof, Kaffeewissenschaftler bei Tchibo

Zum Hintergrund: Kaffeepflanzen gehören zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die beiden wohl bekanntesten Arten sind Arabica (Coffea arabica) und Robusta (Coffea canephora) – sie sind allerdings ungefähr so verschieden wie Apfel- und Birnenbäume. Schon gewusst? Waldmeister gehört wie die Kaffeepflanzen zu den Rötegewächsen und auch Kartoffeln- und Tomatenpflanzen stehen der Kaffeefamilie nahe.


Alles rund um vergessene Kaffeepflanzen, Gattungen, seltene Arten und Saaten jetzt in der neuen Folge „5 Tassen täglich“: