Mensch & Verantwortung
Ein Haus bauen und zum Klimaschutz beitragen

Nullenergiehaus Talis

Weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen, weniger fliegen, wir alle kennen diese Bereiche, in denen wir unseren Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten können. Wer gerade vor der Entscheidung steht ein Haus zu bauen, kann hier einen großen Beitrag leisten: mit dem Bau eines Nullenergiehauses. Viele kleine Komponenten bilden das Talis Nullenergiehaus, geplant in Norddeutschland – in Husum. Wir waren dort, haben es unter die Lupe genommen, gefühlt, gerochen und Fragen gestellt.

Nullenergiehaus oder Plusenergiehaus

Das Talis Holzhaus ist ein Nullenergiehaus, eigentlich eher ein Plusenergiehaus, wenn es nach den Geschäftsführern Bernd Hinrichs und Peer Gehrmann geht. Grund unseres Besuches vergangene Woche in Husum war die neue Kooperation von Talis und Tchibo. Vor Ort sehen und vor allem fühlen wir live, was es heißt in einem Nullenergiehaus zu wohnen.

Den Begriff Nullenergiehaus hat man vielleicht schon mal gehört. Es hat eben einen besonders niedrigen, bis gar keinen Energiebedarf. Von einem Plusenergiehaus könnte man entsprechend reden, wenn das Haus nicht nur wenig Energie benötigt, sondern sogar mehr Energie produziert, als es verbraucht. Doch wer weiß auch, welcher Teil eines Hauses dafür verantwortlich ist, dass das Haus so wenig Energie braucht? Die Antwort ist nicht so einfach. Denn es ist nicht die eine Komponente, die ein Nullenergiehaus zu einem Nullenergiehaus macht, sondern vielmehr das Zusammenspiel vieler verschiedener Elemente. Diese vielen kleinen Features erklären uns Bernd und Peer. Die meisten davon hat Ingenieur Peer selbst ausgetüftelt.

Ein Stück Skandinavien für das Zuhause

Das Niedrigenergiehaus aus Husum ist ausgerechnet ein Holzhaus. Damit hatten auch wir nicht unbedingt gerechnet. Für das Holz verwendet Talis nordische Kiefer aus Skandinavien und garantiert durch staatlich zertifizierten Anbau Nachhaltigkeit. Die kalten Witterungsbedingungen dort im Norden zwingen die Kiefer zu extrem langsamem Wachstum. Das hat einen großen Vorteil: Die Kiefer erhält so ihre hohe Dichte und bildet sehr viel Harz. Der schöne, frische Geruch schlägt uns im Sägewerk direkt entgegen und bleibt in der Nase. Der hohe Harzanteil ist der Grund, weshalb das Holzhaus ohne Chemikalien auskommt. Denn einen besseren Holzschutz als Harz gibt es nicht. Das Haus aus Holz wirkt idyllisch, heimelig und modern zugleich. Ein Holzhaus zieht an allen Ecken und Wänden? Es mufft? Das können wir nicht bestätigen. Lediglich um den Anstrich ca. alle zehn Jahre kommt man tatsächlich nicht drumherum.

Die Basis, auf der das Haus steht, ist übrigens ausnahmsweise kein Holz, das würde zu feucht werden. Basis ist die Klimabodenplatte. Allein sie ist dafür verantwortlich, dass schonmal 50 Prozent an Heizkosten gespart werden.

Was uns auch auffällt, ist der Dachüberstand. Bei Nieselregen praktisch, wenn man im Trockenen ums Haus gehen kann, erzählt uns Bernd aus eigener Erfahrung. Aber der Überstand hat auch eine praktischere Funktion: Er schützt die Hauswand vor Witterungseinflüssen, ohne den Innenräumen Licht zu nehmen.

Das Haus der Zukunft durch CO2 Einsparung

Rund 40 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen gehen auf den Bausektor zurück. Da ist also Luft nach oben. Das Nullenergiehaus hat hier zwei entscheidende Vorteile, wie wir mit unserem Hausbau zu weniger Treibhausgasemissionen beitragen können. Denn beim Bau angefangen, liegen die CO2 Emissionen eines Holzhauses deutlich unter denen eines Hauses aus Beton. Darüber hinaus bleibt das CO2, welches im Holz eines Baumes gespeichert ist, weiterhin im Holz des Hauses erhalten. Das Haus dient also auch als CO2 Speicher.

In einem Nullenergiehaus braucht man durch gute Dämmung insgesamt wenig Energie. Die Energie, die gebraucht wird, kommt u.a. über die Photovoltaik Anlage auf dem Dach. Aber eben nicht aus fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas.  

Lüften per Hand – kann, aber muss nicht

Wertvolle Wärme geht verloren, wenn wir die Fenster aufreißen, um frische Luft hereinzulassen. Das muss aber nicht sein. In einem Talishaus ist für das Lüften die Stream Box verantwortlich. Eine selbst entwickelte Lüftungsanlage (nein, man hört sie nicht). Sie lüftet intelligent, erhält die frische Luft im Haus und holt dabei gleichzeitig den Großteil der Heizungswärme wieder zurück.

Um das Ergebnis, das diese Maschine erbringt, zu erreichen, müsstest du alle zwei Stunden für ca. 10 Minuten stoßlüften - den ganzen Tag lang, auch nachts und wenn du gar nicht zuhause bist.

Ein neuer Wohlfühlort für den Lieblingssessel

Wo setzen wir uns in unserem Wohnzimmer gerade nicht hin, weil es zieht? „Vor das Fenster oder in die Ecke“ würde einigen jetzt sicher direkt einfallen. Das ist beim Talishaus beides genau umgekehrt.

Als wir noch nichts von den Infrarotfenstern wissen, sind wir deshalb auch verwundert, als wir vor der großen Terassentür im Talishaus stehen. Denn auf einmal wird es warm. Eine angenehme, wohlige Wärme. Grund dafür ist die Infrarot Heizung, die in den Fenstern eingebaut ist. Zwischen der Doppelverglasung ist sie eingebaut und sorgt in einem gut gedämmten Haus für angenehme Wärme. Sie macht die Luft nicht trocken.

Unseren Lieblingssessel können wir in unserem Talishaus auch in die Ecke rücken, ohne dass es zieht. Das ist die „Talis-Ecke“. Peer hat sie 2001 entwickelt. Diese vermeiden offene Stirnseiten der Hölzer, die andernfalls Regen und Nässe ausgesetzt wären. Sie sorgen zusätzlich dafür, dass das Haus rundherum, über die Ecken hinaus, durchgedämmt ist. Das ist nicht Standard und trägt nicht unerheblich zu den positiven Energiewerten bei.

Sowohl Peer als auch Bernd wohnen übrigens in einem Talishaus – doch sie würden es am liebsten nochmal neu bauen, wieso? Weil sie den Stand der Dinge in Sachen Niedrigenergiehaus in den vergangenen 20 Jahren stetig weiterentwickelt haben. Und ein Talishaus von heute kann weit mehr als das Talishaus von vor 20 Jahren.