Habt ihr euch jemals gefragt, was es mit den verlockenden Düften auf sich hat, die aus eurer Tasse Kaffee aufsteigen? Oder wie es möglich ist, dass ein einziger Schluck unseres Lieblingsheißgetränks eine wahre Geschmacksexplosion in eurem Mund auslösen kann? Ich hatte das Glück, an einer Kaffeeschulung teilzunehmen, die meine Sinne auf vielfältigste Weise herausforderte.

Aber zunächst ein kleiner Exkurs: Denn Düfte im Allgemeinen haben eine magische Wirkung auf uns. Sie entführen uns in andere Welten, wecken Erinnerungen und vermitteln ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Doch nicht alle Düfte sind gleich. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und Abneigungen. Unsere Wahrnehmung von Düften ist subjektiv und wird von individuellen Erfahrungen geprägt. Nehmt euch einen Moment Zeit und überlegt in Ruhe: Welche Düfte berühren euch positiv? Und welche lassen euch lieber Abstand nehmen?

Doch was hat das alles mit Kaffee zu tun? Nun, bei der Kaffeeschulung wurde mir gezeigt, dass die Nase und die Zunge eine entscheidende Rolle beim Genuss von Kaffee spielen. Die Zunge kann nur fünf grundlegende Geschmacksrichtungen erkennen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (was bei Kaffee jedoch keine Rolle spielt). Doch die Nase ist der wahre Held, wenn es darum geht, die Aromen des Kaffees zu erfassen. Sie kann eine Vielzahl von Nuancen wahrnehmen und uns so ermöglichen, die verschiedenen Geschmacksprofile des Kaffees zu erkennen.

Um die Aromen des Kaffees besser zu verstehen, wurde uns das Aromarad vorgestellt. Dieses Rad, offiziell bekannt als "The Coffee Taster’s Flavor Wheel", wurde 1995 von der Specialty Coffee Association (SCA) entwickelt. Tchibo hat das Aromarad ein wenig vereinfacht und teilt die Aromen in sechs Kategorien ein: blumig, fruchtig, nussig, würzig, schokoladig und süß. Vielleicht ertappt ihr euch gerade dabei, wie ihr die Kaffeepackung aus dem Schrank holt und nachseht, in welche Kategorie euer Lieblingskaffee eigentlich eingeordnet ist. Jede Kategorie umfasst eine Vielzahl von Unterkategorien, die uns helfen, die spezifischen Aromen zu identifizieren, die wir in unserem Kaffee wahrnehmen. Habt ihr euch mal unsere Raritäten genauer angesehen? Die geschmacklichen Nuancen sind immer so vielfältig und spannend in der Kombination, dort könnt ihr auch das Aromarad super erkennen und die Geschmacksrichtung deutlich wahrnehmen. Nach der Kaffeeschulung wurde mir klar, wie bedeutsam das Aromarad für die Kaffeeeinkäuferinnen und Kaffeeeinkäufer ihrer täglichen Arbeit beim Cupping ist. Es ermöglicht ihnen, die verschiedenen Aromen und Geschmacksprofile von Kaffee zu identifizieren und zu bewerten, um qualitativ hochwertige Kaffeesorten auszuwählen. Das Aromarad ist ein unverzichtbares Werkzeug, das ihnen hilft, die Vielfalt und Komplexität des Kaffees zu verstehen und die besten Kaffeeerlebnisse zu bieten. Mehr Infos über das Cupping findet ihr auch hier in unserer Podcast Folge.

Anhand von interaktiven Stationen konnten wir unsere Sinne auf die Probe stellen. Eine Station forderte uns auf, verschiedene Gerüche aus kleinen Döschen wahrzunehmen und zu identifizieren. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach war, den Namen des Geruchs zu benennen, obwohl wir ihn auf der Zunge hatten. Dies liegt daran, dass das Sprachsystem und das Geruchssystem im Gehirn weit voneinander entfernt sind. Die Kunst besteht darin, diese beiden Systeme miteinander zu verknüpfen und die richtigen Worte für die wahrgenommenen Gerüche zu finden. Eine andere spannende Übung forderte uns auf, mit geschlossenen Augen verschiedene Lebensmittel zu probieren und diese dann den Kategorien des Aromarads zuzuordnen. Von einem Stück Schokolade über einen Erdbeersaft bis hin zu Thymian war alles dabei. Oft mussten wir länger überlegen, um herauszufinden, welches Aroma wir gerade schmeckten. Diese Übung verdeutlichte uns, wie vielfältig und komplex die Geschmacksprofile von Lebensmitteln sein können.

Die Aromaschulung war eine faszinierende Reise in die Welt der Sinne. Sie hat mir gezeigt, wie eng Geruch und Geschmack miteinander verbunden sind und wie sie auch die eigene Wahrnehmung beeinflussen können. Doch die Erkenntnisse aus der Schulung gehen weit über den Kaffeegenuss hinaus. Nun möchte ich euch animieren, eure Sinne im Alltag bewusster einzusetzen. Probiert es einmal aus: Geht in einen Blumenladen und schließt die Augen. Welche Gerüche könnt ihr wahrnehmen? Nehmt ihr den Duft von frischen Blumen, von Grün oder von Erde wahr? Oder wenn ihr vor eure Haustür geht und einfach mal tief einatmet, was riecht ihr dann? Vielleicht den Duft von frischer Luft, von Regen oder von Pflanzen? Oder lasst euch doch mal bekochen, macht bei euch zuhause alles dunkel und versucht mit geschlossenen Augen zu schmecken, welches Gericht für euch gekocht wurde und welche Aromen ihr schmecken könnt in eurem Mund.

Indem wir unsere Sinne bewusster einsetzen, können wir die Welt um uns herum intensiver erleben und die Vielfalt der Aromen entdecken. Es ist eine Erfahrung, die euch nicht nur den Kaffee näherbringt, sondern auch eure Sinne schärft und euren Horizont erweitert. Probiert es am besten gleich mal bei der nächsten Tasse Kaffee aus.