
Textilbündnis: Unser erster "Fahrplan" ist öffentlich

Vor gut vier Jahren war das weltweite Entsetzen groß: Damals stürzte eine Textilfabrik nahe der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch ein, über 1000 Menschen starben. Verbände, Verbraucher und Regierungen forderten, die zum Teil katastrophalen Verhältnisse in der Textilproduktion dauerhaft zu verbessern. Im Zuge dessen entstand das deutsche Textilbündnis, das Bundesentwicklungsminister Gerd Müller vor drei Jahren mit Verbänden, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen gründete. Nach vielen Sitzungen und Diskussionen gibt es nun endlich erste Ergebnisse: 129 Bündnismitglieder, darunter 87 Unternehmen, haben ihre „Fahrpläne" vorgelegt. Auch Tchibo.
Für das Jahr 2017 haben wir uns 15 Ziele gesetzt, mit deren Erfüllung die Umwelt- und Arbeitsbedingungen in unseren Textil-Lieferketten weiter verbessert werden: So setzen wir auf ein effizientes und transparentes Chemikalienmanagement in den für uns produzierenden Fabriken. Wir setzen auf die Beibehaltung des bereits hohen Anteils von 80% nachhaltiger Baumwolle und bereiten eine weitere Steigerung um 5 bis 10 % in 2018 vor. Und wir setzen auf nochmals optimierte Prozesse zur Umsetzung von Arbeits- und Sozialstandards bei unseren Produzenten.
Näherinnen in Bangladesch
Aber: Bei anderen Aufgaben kommen wir als einzelnes Unternehmen auch an unsere Grenzen. Um die richtig dicken Bretter zu bohren und in diesem Prozess Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, ist die gesamte Textilbranche gefordert. Genau dafür ist das Textilbündnis angetreten. Ohne das Textilbündnis würden wir wohl nicht ein für alle zugängliches Chemikalien-Datenbanksystem „Green Chemical Use“ aufbauen. Auch würden wir als Einzelunternehmen nicht einen Multistakeholder-Prozess zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für viele Tausend Arbeiterinnen in Garnspinnereien im südindischen Tamil Nadu starten.
Kooperationen sind schon lange das Herzstück im Tchibo Nachhaltigkeitsprogramm – der Bangladesch Accord und die Initiativen ACT und WE stehen beispielhaft dafür. Und ganz in diesem Sinne setzen wir uns aktiv für eine Fortsetzung und Weiterentwicklung des Textilbündnisses ein, in dem Textilwirtschaft, Bundesregierung, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Anspruchsteller - auch nach dem Sommer und nach der Bundestagswahl - zusammen arbeiten.
Auf diese Weise sind die notwendigen ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Verbesserungen effizienter und schneller zu erreichen als durch unkoordinierte Maßnahmen Einzelner. Das gilt für komplexe Systeme wie den globalen Textilsektor ganz besonders.