Gemeinsam für die Kaffeebauern und für weniger Abfall
Fair Kaffee trinken und nachhaltig leben? Wollen wir alle. Doch oft wissen wir gar nicht, wo wir eigentlich anfangen sollen. Zum Glück gibt es Apps wie Too Good To Go, die es uns ganz einfach machen. Das Beste daran: Wir sparen auch noch Geld! Dazu später mehr. Erst einmal werfen wir einen kritischen Blick auf die Situation der vielen kleinen Kaffeebauern, für die die nächsten Jahre existenzgefährdend werden, wenn wir uns nicht gemeinsam für sie einsetzen. Denn die Temperaturen steigen durch den Klimawandel, es gibt immer mehr Schädlinge und die Preise für Rohkaffee sind aktuell so tief wie seit zehn Jahren nicht mehr. Dadurch drohen den Kaffeebauern extreme Armut, der Verlust zahlreicher Arabica-Anbauflächen und Einbußen bei Kaffeepflanzentypen, Anbauregionen und Qualität. Alarmierende Verhältnisse, die der amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs in einem Report des „Center for Sustainable Development“ zusammengetragen hat. "Tut etwas!“, fordert er daher und schlägt eine neue, weltweite Kaffee-Strategie vor, die weit über die bisherigen fairen Ansätze hinausgeht.
Die kommenden Jahre zählen
Um einen Mindestpreis für Rohkaffee durchzusetzen, sollen sich die kleinen Produktionsländer ähnlich wie die OPEC zusammenschließen. Das ist gar nicht einfach, da die vielen verschiedenen Produzenten ganz unterschiedliche Interessen haben. Dennoch hätten sie durch einen Zusammenschluss eine viel stärkere Machtposition gegenüber den Händlern und Röstern und könnten ihre Kräfte viel besser bündeln. Außerdem empfiehlt Sachs, auf nationaler Ebene Pläne für nachhaltigen Kaffeeanbau zu entwickeln, die sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientieren. Und: ein Global Coffee Fund soll für die Verbesserung der Lebenssituation der Kaffeebauern verwendet werden. Das Budget für den Fonds könnte aus unterschiedlichen Quellen kommen: „Zuerst einmal aus der ganz normalen Entwicklungshilfe, die man für den Kaffeesektor umwidmen könnte. Hinzu könnten Investments großer Kaffeeröster kommen sowie Regierungsgelder, mit denen die Vorhaben des nationalen Kaffeeplans unterstützt werden. Und schließlich sollten die großen Kaffeeröster und -händler, die dank ihrer starken Marken mit jedem verkauften Kilo Kaffee mehrere Euro Gewinn erzielen, einen Teil ihrer Profite an die ärmsten Lieferländer zurückfließen lassen. Es liegt auch in ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Kinder in diesen Regionen sauberes Wasser, eine Gesundheitsversorgung und bessere Hygiene sowie Zugang zu Bildung erhalten“, erklärt der Ökonom.
Klingt doch ganz einfach? Welche Hürden tatsächlich zu überwinden sind und auch was jeder Einzelne von uns tun kann, verrät Jeffrey Sachs in einem Interview im aktuellen Kaffeereport.
Lebensmittel wegwerfen? Muss nicht sein!
Für mehr Nachhaltigkeit und weniger Abfall setzt sich auch die App Too Good To Go ein. Die verknüpft ganz geschickt Restaurants, Kaffees oder Lebensmittelläden mit hungrigen Kunden. Kurz vor Ladenschluss melden die Betriebe übrig gebliebene Speisen oder Lebensmittel, die über die App zu einem Sonderpreis eingekauft werden können. Win win für alle! Lebensmittel wegschmeißen findet eigentlich niemand gut und so freuen sich die Kunden über Genuss zum Schnäppchenpreis und die Betriebe haben weniger Abfall und Verluste. Doppelter Win: Alle übernehmen Verantwortung! Das kann sehr befriedigend sein, und so greifen viele Menschen zu, wenn sie die Chance bekommen. Gutes tun für die Welt – und für sich selbst, das fühlt sich einfach gut an. Gutes tun für die Welt – und für sich selbst, das fühlt sich einfach gut an. Etliche soziale Apps machen sich diese doppelte Belohnung zunutze. Von den 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen, die laut Schätzungen des World Wide Fund For Nature (WWF) in Deutschland jedes Jahr vom Acker bis zum Teller entstehen, sind mehr als die Hälfte vermeidbar“, sagt Tanja Dräger de Teran, Referentin für nachhaltige Landnutzung, Klimaschutz und Ernährung beim deutschen WWF. Apps wie Too Good To Go seien ein guter Beitrag, um Lebensmittelabfälle zu verringern und für das Thema zu sensibilisieren.
Ehrgeizige Ziele für weniger Verschwendung
Too Good To Go will aber noch viel mehr: In unserer Reportage im aktuellen Kaffeereport erzählt Victoria Prillmann, Pressesprecherin der App, wie sie einen Kulturwandel hervorrufen wollen. „Wir müssen die Überproduktion herunterfahren. Wir fordern zum Beispiel ein Anti-Wegwerf-Gesetz wie es das in Frankreich und Tschechien schon gibt“, erklärt sie. Mit Supermärkten zusammen haben sie außerdem die Kampagne „Oft länger gut“ gestartet, die Verbraucher daran erinnern sollen, dass Lebensmittel oft viel länger haltbar sind als bis zu dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum. Denn auch dadurch kann jede Menge Abfall vermieden werden. „Unser Potenzial ist natürlich durch den Klimadiskurs kräftig gestiegen“, sagt Victoria Prillmann. „Wir sind sehr froh, dass unser Thema heute viel präsenter ist.“ Und es zeigt: Wenn uns Verantwortung leicht gemacht wird, klappt sie ziemlich gut!
Beide Reportagen sind im aktuellen Kaffeereport nachzulesen.