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Leben & Arbeit
Wenn der Elefant auf dem Weg zur Arbeit grüßt

Tchibo in Bangladesch

Unser Kollege Jamil Bhuiyan verbrachte die letzten 5 Monate im Tchibo Office Dhaka, Bangladesch. Für uns hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben. Dabei berichtet er über die Produktionsbedingungen in den Textilfabriken, was ihn an Bangladesch, dem zweitgrößten Bekleidungslieferanten der Welt, fasziniert und wieso skurril eigentlich schon normal ist.

Bangladesch kannte ich schon aus vielen Familienurlauben, denn es ist die Heimat meiner Eltern. Im Rahmen meines Studiums hatte ich mich dann für ein sechsmonatiges Auslandspraktikum in Südasien entschieden. Während meines ersten längeren Aufenthaltes bei der Deutschen Außenhandelskammer in Dhaka 2011, machte ich die ersten Kontakte zur Textilindustrie. Schnell wurde mir klar, dass ich einen tieferen Einblick in die Materie gewinnen wollte. Also habe ich vor 2 Jahren ein Praktikum für 6 Monate im Textileinkauf in der Hamburger Tchibo Zentrale absolviert. Das lief so gut, dass ich am Tag nach Abgabe meiner Abschlussarbeit für etwas mehr als 5 Monate erneut nach Bangladesch aufgebrochen bin, aber diesmal zum Tchibo Office am Gulshan-2 Circle.

Im Tchibo Bangladesch Liaison Office habe ich sowohl die Kollegen in Dhaka als auch in Hamburg bei Fragen bezüglich des Sourcings, in der Analyse potentieller neuer Lieferanten, der Einarbeitung und Betreuung bestehender Lieferanten und der Projekt- und Produktionsüberwachung unterstützt.

Bangladesch nimmt als zweitgrößter Bekleidungslieferant weltweit eine bedeutende Rolle in der Textilindustrie ein. Schon längst ist das Land über den Status des Standardlieferanten für T-Shirts hinausgewachsen, was ich bei zahlreichen Fabrikbesuchen miterleben dürfte. Von Web und Strick über Jeans und funktionaler Kleidung habe ich einen tiefen Einblick in die Produktion bekommen und außerdem die noch unerschöpften Potentiale dieses Landes gesehen.

Nicht nur auf Seiten der Produktion war ich von vielen unserer Lieferanten beeindruckt. Sie engagieren sich auf so unterschiedliche Art und Weise neben der Produktion, sei es mit Sozialprogrammen für ihre Arbeiterinnen und Arbeiter, mit dem Anliegen als „green factory“ in allen Belangen umweltfreundlich zu produzieren oder mit Schulungen im ständigen Verbesserungsprozess auch die Fähigkeiten der Arbeiter erweitern zu wollen. Zudem sind all unsere Lieferanten im Rahmen des Tchibo eigenen WE Programmes aktiv.

Die Herzlichkeit der Menschen, die beeindruckende und von Touristen noch nicht entdeckte Landschaft, das Meer an bunten Farben und die vielfältige Küche, werden mir die Heimreise schwer machen. Ich habe den einzigartigen Sonnenaufgang am menschenleeren Strand von Kuakata miterlebt, war in Mitten von tausenden Menschen am Nationalfeiertag, die zeitgleich die Nationalhymne gesungen haben, habe unter freiem Himmel gebetet und mein erstes Oktoberfest überhaupt erlebt – in Bangladesch versteht sich.

Vieles scheint in Bangladesch so skurril, dass es auf Dauer dann doch irgendwie zur Normalität geworden ist: Menschen, die im und auf dem Bus reisen, faulenzende Ziegen am Straßenrand, Männer in Gehröcken (Lungis) oder phantasievolle Namen von Straßenbuden wie „Berlin Bakery“, in der es keine Backwaren zu kaufen gibt. Und dennoch ist es immer überraschend, wenn einem ein Elefant auf dem Weg zur Arbeit begegnet...

Übrigens: Kleine Geschichten und visuelle Eindruecke aus Bangladesch gibt es auf meinem privaten Blog „Ey, Rickshaw!“