Statement zum Textilbündnis und der DETOX-Kampagne
Dr. Markus Conrad, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Achim Lohrie, Direktor Unternehmensverantwortung, zum Stand des Textilbündnisses und zur DETOX-Kampagne:
Seit 2006 ist Nachhaltigkeit integraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. In diesem Rahmen engagieren wir uns auch für Umwelt-und Sozialstandards in unserer Non Food Lieferkette. 2008 haben wir gemeinsam mit der GIZ und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das Qualifizierungs-Programm „WE“ gestartet, mit dem wir bereits deutlich über ein Drittel unserer Non Food Produzenten bei der Umsetzung von internationalen Standards insbesondere im Bereich der Arbeitsbedingungen unterstützen. Das Gebäudesicherheits- und Brandschutzabkommen „Accord“ für Bangladesch haben wir bereits 2012 mitentwickelt und gehören zu den beiden Erstunterzeichnern. Im Bereich nachhaltiger Baumwolle haben wir enorme Fortschritte erzielt. 2014 kommen 70 % unserer Baumwolltextilien aus nachhaltigem Anbau. Das gilt international als vorbildlich.
Folgerichtig hat der Bundesminister uns, einige ähnlich engagierte Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften über die Absicht informiert, ein breites Bündnis für nachhaltige Textilien ins Leben zu rufen, um Umwelt- und Sozialstandards weltweit zum Durchbruch zu verhelfen. Da wir die inhaltlichen Ziele des Bundesministers unterstützen, haben wir unsere Mitarbeit selbstverständlich zugesagt. Wir haben in die Vorbereitung eines Bündnisses, wie alle anderen Beteiligten, sehr viel Zeit und Energie investiert.
Warum sind wir – wie fast alle anderen Unternehmen mit vergleichbarer Erfahrung – dem Bündnis am 16.10.2014 vorerst nicht beigetreten?
Für ein Bündnis, das die Interessen von Regierung, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Wirtschaft miteinander verbindet, braucht man zwingend konkrete Aktivitäten- und Zeitpläne. Dazu gehören auch Prioritäten und Stufenpläne sowie eine realistische Bewertung der Machbarkeit und der finanziellen Konsequenzen.
Diese Grundvoraussetzungen für das Gelingen eines Bündnisses wurden im bisherigen Entwicklungsprozess, für den vom Bundesminister ein Zeitfenster von nur fünf Monaten vorgegeben war, nicht geschaffen.
Aus unternehmerischer Sicht wäre es unseriös und auch fahrlässig, einer politischen Willenserklärung beizutreten, deren Machbarkeit aufgrund fehlender Präzision in keiner Weise zu beurteilen ist und die in dieser Form willkürlich interpretiert werden kann.
Was hat das Bündnis für nachhaltige Textilien mit den Gummistiefeln und der DETOX-Kampagne von Greenpeace zu tun?
Im Aktionsplan des Bündnisses für nachhaltige Textilien sollte der DETOX-Standard von Greenpeace berücksichtigt werden. Greenpeace ist dem Bündnis am 16.10.14 ebenfalls nicht beigetreten und hat ihre DETOX-Kampagne gestartet. Dies erklärt zum einen die Presse der letzten Tage: „Giftige Gummistiefel“, von der auch Tchibo betroffen war, und zum anderen die Ankündigung von weiteren Greenpeace Aktionen gegen Tchibo und andere Unternehmen der Textilbranche.
Wie reagieren wir auf die aktuelle Situation?
- Unsere Produkte entsprechen den aktuellen und sogar den noch schärferen, ab Ende Dezember 2015 geltenden Gesetzen, sind also völlig in Ordnung. Sie können bedenkenlos getragen werden.
- Da wir uns schon seit längerem mit dem Ausschluss unerwünschter Chemikalien aus den Produktionsprozessen für unsere Textilien beschäftigen und dies ursprünglich im Rahmen des Bündnisses für nachhaltige Textilien erreichen wollten, haben wir uns entschlossen, den Greenpeace DETOX-Standard zu übernehmen (siehe Presseinformation). Hierüber sind wir mit Greenpeace seit längerem im Gespräch. Gleichwohl hat uns Greenpeace in seine DETOX-Kampagne einbezogen. Es ist durchaus denkbar, dass weitere Greenpeace Aktionen erfolgen werden. Wir haben uns in den vergangenen Jahren sehr für das Thema Nachhaltigkeit engagiert. Umso mehr treffen uns natürlich die Greenpeace Vorwürfe und die Pressereaktionen.
- Wir hoffen, dass auch die Politik in den kommenden Wochen bei den weiteren Verhandlungen über das Zustandekommen eines Bündnisses für nachhaltige Textilien das Verbindende aller potentiellen Bündnispartner über das Trennende stellt und die Pläne auf Effektivität überprüft und konkret überarbeitet werden, ohne die festgelegten Umwelt- und Sozialstandards zu verwässern. Nur dann leistet das Bündnis auch für Tchibo einen Mehrwert, der über die von uns bereits durchgeführten eigenen Maßnahmen zur Durchsetzung von Umwelt- und Sozialstandards in den Beschaffungsmärkten für Textilien hinausgeht. Siehe dazu: www.tchibo-nachhaltigkeit.de
An diesem Prozess der Klarstellung und Präzisierung werden wir uns gern beteiligen.
+++ Update vom 22.04.2015 +++
Tchibo begrüßt Einigung beim Textilbündnis
Auf Basis des neuen Aktionsplans wird Tchibo dem Bündnis für nachhaltige Textilien beitreten, sobald die finale Beitrittserklärung vorliegt.
- zur Meldung des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
- zur Meldung des HDE (Handelsverband Deutschland)
+++ Update vom 02.06.2015 +++
Tchibo tritt Textilbündnis bei
Wie angekündigt ist Tchibo dem Textilbündnis beigetreten.
- zur Meldung des HDE (Handelsverband Deutschland)