"5 Tassen täglich": David gegen Goliath? Wie Groß und Klein beim Kaffee zusammenarbeiten.
Der Kampf um den besten Kaffee beginnt: Klein gegen Groß. Wer ist jetzt besser – Spezialitäten- oder Großröster? In unserer neuen Podcast-Folge geht es um Marktführer und Spezialitätenröster, Grundversorger und Trendsetter, größere und kleinere Gemeinsamkeiten und die Leidenschaft für das meistgetrunkene Getränk in Deutschland: Kaffee. Sind die Großröster wirklich eine Bedrohung für die Kleinröster? Oder gibt es auch Gemeinsamkeiten? Können sich Marktführung und Marktlücke ergänzen, wenn beide die gleichen Interessen verfolgen? Darüber diskutieren Kaffeebrewda Erik Brockholz mit Kaffee-Einkaufsprofi Markus Meusburger und Kaffee-Sommelier Benjamin Widegreen. Bei diesem besonderen Kaffeeklatsch geht es leidenschaftlich und meinungsstark zur Sache – viel Kaffeewissen inklusive!
Für den Podcast-Hörer nicht sichtbar, aber durchaus zu spüren: Heute geht es um Kaffee. Es klappert, zischt und es werden Kaffeebohnen gemahlt. Kein Ort passt für diese Folge besser als die Kaffeeakademie bei Tchibo. Goldene Kaffeeschütten, Maschinen verschiedener Art und mitten drin unsere Kaffee-Experten*. „Wir können hier Abläufe aus der Filiale simulieren und ein reines Fachtraining stattfinden lassen“, erklärt Tchibo Kaffee-Sommelier Benjamin Widegreen. Mit ihm vor Ort Markus Meusburger. Der Kaffee-Einkäufer ist für die Kaffeespezialitäten im Hause Tchibo zuständig und kennt sich aus mit der Kaffee-Ernte. Gegen die beiden tritt Erik Brockholz an. Eigentlich moderiert Erik die Sonderfolgen „Mal eben nachgeschenkt“, doch heute ist er als Kleinröster vertreten. Er ist Röstmeister, Barista und Fachberater. Seine Mission: Zeit für guten Kaffee. Doch ist der Kaffee von Spezialitätenröstern durch die geringeren Einkaufsmengen besser als von Großröstern?
Wie kaufen Groß und Klein Kaffee ein?
„Man fährt in die Region und hat dann so eine Art Headhunter - man kann schließlich nicht alle Plantagen kennen“, erläutert Erik Brockholz den Prozess beim Kaffee-Einkauf. Dieser begleite ihn
dann zu unterschiedlichen Plantagen. „Meist sind es nur zwei geworden, weil die Wetterbedingungen doch anders waren, wie man es sich erhofft hat, oder die Wege anders waren, wie man es sich erhofft hat“, berichtet der zweifache Vizemeister der alljährlichen deutschen Röstmeisterschaft weiter. Vor Ort wird dann ausgesucht, verkostet, geschlürft und vor allem verhandelt. „Das ist dann auch sehr anstrengend und hat mit Romantik nichts zu tun.“
Und wie wird Kaffee bei einem Großröster wie Tchibo eingekauft? „Das was Erik gerade beschrieben hat, trifft auch auf uns zu", berichtet Markus Meusburger. „Die Mengen, die Volumina, die wir handeln und die wir einkaufen in den verschiedenen Ursprungsländern, sind natürlich ganz andere.“ Doch das beeinträchtigt nicht den Geschmack oder die Qualität des Kaffees, weiß der Kaffee-Einkäufer, der selbst schon in Kaffee-Ursprungsländern gelebt hat. „Das Wichtige ist, dass man weiß, was man kauft, wo der Kaffee herkommt, dass man eine transparente Wertschöpfungskette vorfindet und verlässliche Partner vor Ort hat. Dann ist man in der Lage genau die Qualität zu kriegen, die man sich wünscht und benötigt.“
Was kann Klein, was Groß nicht kann?
Fragt man den Spezialitätenröster, was Klein besser kann, muss Erik Brockholz nicht lange überlegen: „Ich glaube einfach, Klein ist ein Tick beweglicher, was die Strukturen angeht. Du bist, wenn du klein bist, viel wendiger, kannst viel mehr ausprobieren.“ So sei es auch einfacher, unbeliebte Kaffees wieder aus dem Sortiment zu nehmen. Das kann Markus Meusburger nicht vollends bestätigen. Durch die rund 600 Filialen habe Tchibo immer wieder die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. „Wir können auch in einzelnen Filialen bestimmte Kaffees mal testen und Kunden- bzw. Konsumentenfeedback einholen und dann gegebenenfalls anpassen.“ Außerdem biete Tchibo Raritäten an und könne so die Kunden immer mal wieder überraschen. Doch der Kaffee-Einkäufer gibt auch zu: „Wenn wir über das Dauersortiment sprechen, sind wir sicherlich etwas schwerfälliger.“
Was verbindet Groß und Klein?
60 Sack oder ein paar Container, flexibel oder schwerfällig - Spezialitätenröster und Marktführer müssen sich dieselben Fragen stellen: An wen will ich es verkaufen? Was darf es kosten? Wo will ich es verkaufen? Wie muss ich den Kaffee rösten? „Die Problematiken sind die gleichen, sie äußern sich nur auf eine andere Art und Weise“, weiß Kaffee-Sommelier Benjamin Widegreen. Doch damit nicht genug, Groß und Klein vereint mehr als das. „Eins verbindet uns und das merkst du hier auch, das ist die Leidenschaft zum Produkt“, ergänzt Erik Brockholz.
Daher darf das Kaffeetrinken in dieser Folge auch nicht zu kurz kommen: Es wird nicht nur geschnackt, sondern auch geschlürft. Die Kaffee-Profis verkosten verschiedene Kaffees auf der Suche nach dem Ursprungsland: Erik gegen Markus und Benjamin. Kleinröster gegen Großröster. Kaffeebrewda gegen Tchibo. Seid ihr bereit für das Match? Dann hört mal rein.
*Hinweis: Die Podcast-Aufnahme fand bereits vor dem Lockdown im Oktober statt.