Kaffee & Leidenschaft

Ab in den Ursprung! – Reisebericht aus den Kaffeeregionen in Tansania und Kenia

„Karibu!“ – „Willkommen!“, das dürfte wohl das erste Wort sein, das jeder Besucher Ostafrikas bereits nach wenigen Tagen kennt. Doch die Menschen in dieser Region sind nicht nur unheimlich gastfreundlich, sondern produzieren auch einzigartigen Kaffee, der weltweit seinesgleichen sucht. Welchen besseren Ort könnte es also geben, um Kaffee im Rahmen meines Traineeprogramms (Sustainability Coffee) ein halbes Jahr von der Pike auf zu lernen. Und natürlich habe ich mich hier auch auf die Spuren unserer neuen Rarität No. 5 „Kirinyaga“ begeben. Aber dazu später mehr…

Nun erstmal der Reihe nach…

Die Reise begann für mich vor ein paar Monaten im Juli auf der Machare Kaffeefarm in Tansania am Fuße des Kilimanjaros. Umgeben vom tropischen Regenwald wird dort auf einer Höhe von etwa 1.400 Metern hervorragender Kaffee produziert. Da sich die Erntezeit hier normalerweise von Mai bis Dezember erstreckt und in diesem Jahr sogar noch früher startete, lief die Kaffeeernte bei meiner Ankunft bereits auf Hochtouren. Täglich wurden viele Eimer Kaffeekirschen per Hand gepflückt und noch am gleichen Tag verarbeitet.

Auf den größeren Farmen in Tansania wie der Machare wird der Kaffee in der Regel mit der „fully washed“-Methode aufbereitet, also komplett von der Kirsche entfernt, fermentiert und anschließend gewaschen. Diese Methode ist zwar aufwändiger als die natürliche („natural“) Aufbereitung, in der die Kaffeebohne in der Kirsche getrocknet wird, erzeugt aber in der Regel eine sehr klare und saubere Tassenqualität. So kommt besonders die feine Säure des Kaffees, die man oft in Kaffees aus höheren Anbaulagen findet, zur Geltung.

Nach der Ernte werden die Kirschen in einem Wassertank zunächst mithilfe einer recht simplen Methode sortiert: Die "guten" Kirschen- also jene, die Bohnen ohne Defekte enthalten- sind schwer und sinken im Tank nach unten; Die "schlechten" Kirschen ("Floater") sind durch die Luft im Inneren der Bohne leichter und schwimmen oben. So kann eine erste Qualitätssortierung vorgenommen werden. Anschließend wird mit einem sogenannten Pulper die Schale jeder einzelnen Kirsche entfernt. Die geschälten Bohnen landen dann in einem Fermentationsbecken, in dem sie je nach Wetter bis zu 96 Stunden fermentieren: Durch chemische Prozesse löst sich die klebrige Zuckerschicht ("Mucilage") von der Bohne. Anschließend werden die Bohnen im Waschkanal gewaschen, erneut sortiert und dann zum Trocknen in die Sonne auf Trockenbetten gelegt. Hier werden sie jeden Tag mühsam gewendet und vor Regen geschützt. Ich habe selbst ein paar Tage in der Fabrik mitgearbeitet und kann sagen: Kaffeeproduktion ist eine anstrengende Angelegenheit. Die Kaffeebohnen sind nun noch von einer Art Schale umgeben, auch "Parchment" genannt. Diese Schale wird später in der Trockenmühle entfernt. Sobald die Bohnenden gewünschten Trocknungsgrad erreicht haben, werden sie in diese Mühle transportiert und dort zum exportfähigen Grünkaffee verarbeitet.

Coffee Clubs und Kleinbauern im Süden von Tansania

Und in genau so einer Mühle habe ich dann den zweiten Teil meiner Reise verbracht. Denn wenige Wochen später ging es weiter in den Süden von Tansania, genauer gesagt nach Mbeya. Dies ist die größte Kaffeeregion in Tansania. Hier – sowie in den angrenzenden Gebieten Mbinga und Mbozi – wird der Großteil des tansanischen Kaffees produziert. In der Mühle von City Coffee werden täglich viele Säcke Parchment Kaffee von den umliegenden Farmen und Kleinbauer-Kooperativen angeliefert und verarbeitet. Die unterschiedlichen Qualitäten werden sortiert und im Quality Lab kontrolliert, sodass sie im letzten Schritt nach Dar Es Salaam gebracht und von dort verschifft werden können.  Der Kaffee in Tansania wird in der Regel über Auktionen auf den Markt gebracht, von denen ich auch einige besuchen durfte. Hier kommen Exporteure, Farmer und Kooperativen zusammen, sodass jede Partei volle Transparenz über die entstandenen Preise hat. 

Dem ein oder anderen kommen die Namen Mbeya und Mbozi vielleicht schon bekannt vor: denn in diesen Regionen gibt es außerdem ein Tchibo Joint Forces! Projekt sowie die Coffee Clubs, in denen Tchibo gemeinsam mit dem Partner City Coffee Kaffeefarmer und deren nachfolgende Generationen beim Kaffeeanbau unterstützt. Wer mehr über das Projekt vor Ort erfahren möchte, kann einfach diesem Link folgen:

https://www.tchibo-nachhaltigkeit.de/de/verantwortung-uebernehmen/kaffee/tchibo-joint-forces/tansania

In meiner Zeit vor Ort konnte ich alle Kooperativen und Schulen besuchen, die Teil der Projekte sind und mich durch zahlreiche Gespräche mit den Kaffeefarmern, Schülern, Lehrern und Partnern vor Ort selbst davon überzeugen, dass die Projektarbeit einen Unterschied macht. Die Kaffeefarmer berichten, dass sie durch das Know How, das ihnen vermittelt wird und den Zusammenschluss zu Kooperativen nun bessere Qualitäten produzieren und höhere Preise erzielen können. Den Schülern der Coffee Clubs wird eine Perspektive ermöglicht, da sie sehen, wie sie durch die Ernte des eigenen Kaffees Gewinne erwirtschaften und der Kaffeeanbau so auch für nächste Generationen wieder attraktiv wird.

Auf den Spuren der neuen Rarität No. 5 „Kirinyaga“ aus Kenia

Nach rund drei Monaten in Tansania bin ich dann weiter nach Kenia gereist. Ähnlich wie Tansania ist Kenia im Verhältnis zu Ländern wie Brasilien oder Vietnam ein eher kleiner Kaffeeproduzent. Doch dank seines einzigartigen Geschmacksprofils gehört kenianischer Kaffee zu den besten der Welt. Regionen wie Kirinyaga oder Nyeri sind mittlerweile weltweit bekannt und wer bereits in den Geschmack unserer neuen Rarität No. 5 „Kirinyaga“ gekommen ist, weiß, wovon ich spreche. Die Kaffees sind sehr komplex und zeichnen sich durch einen vollen Körper und fruchtige Noten wie Brombeere oder Johannisbeere aus – fast wie ein vollmundiger Cabernet Sauvignon!

Im Exportbüro in Nairobi werden täglich hunderte dieser Kaffees aus allen Anbauregionen in Kenia verkostet und auf ihre Qualität überprüft. Hier kommen wahrlich alle Qualitäten auf den Tisch – eine tolle Möglichkeit, um die Bandbreite an kenianischen Kaffees zu entdecken. Und dabei zeigt sich: die hochwertigen Qualitäten, die Tchibo erhält, sind nur ein kleiner Teil dessen, was produziert werden kann. Sie sind mit enormem Aufwand und vielen Qualitätskontrollen verbunden, bevor sie in Hamburg ankommen, geröstet werden und schließlich im Regal in der Filiale oder im Supermarkt landen.

Doch neben der sensorischen Beurteilung ist es auch wichtig, durch das Land zu fahren und die unterschiedlichen Anbaugebiete, Aufbereitungsmethoden, Kooperativen und Farmer kennenzulernen, die hinter diesen Kaffees stehen. Die etablierten Kaffeeregionen zentrieren sich in Kenia rund um den Mount Kenya in der Mitte des Landes. Die Vulkanerde am Fuße des markanten Berges ist äußerst fruchtbar und das kristallklare Wasser wird genutzt, um den Kaffee gründlich zu waschen. In einer Anbauhöhe von bis zu 2.000 Metern kann der Kaffee ideal reifen. Jede Region hat ihre Besonderheiten und die Factories, wie die Produktionsbetriebe der Kooperativen hier genannt werden, unterscheiden sich mitunter sehr. 

Die Region Kirinyaga County ist für die Produktion besonders hochwertiger Qualitäten weltweit bekannt und die Kaffeeverarbeitung findet hier auf höchstem Niveau statt. Der Manager einer Factory erzählt mir, dass die Kaffeebohnen hier im Laufe der Produktion mehrere Qualitätskontrollen durchlaufen und immer wieder per Hand sortiert werden. Kein Wunder also, dass Markus Meusburger, unser Spezalitäteneinkäufer, diese Region für unsere neue Rarität No. 5 ausgewählt hat. Der Kaffee hat zudem das Klassifizierungsmerkmal AA, ein Indikator dafür, dass hier nur die qualitativ hochwertigsten Bohnen verarbeitet wurden.

Mein Fazit

Die letzten Monate sind wie im Flug vergangen und glücklicherweise darf ich noch ein paar Monate „Ursprungsluft schnuppern“. Doch bereits jetzt kann ich sagen: eine Reise in den Kaffeeursprung ist eine besondere Erfahrung, die bleibende Eindrücke hinterlässt. Wenn wir im Supermarktregal zur Kaffeepackung greifen, vergessen wir oft, wie komplex die Herstellung dieses Produktes ist und wie viel Leidenschaft und Arbeitsaufwand nötig sind, um die besten Qualitäten genießen zu können. Kaffee ist ein facettenreiches Produkt und wer sich intensiv damit auseinandersetzt, wird sehen: es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Mein besonderer Dank gilt Tchibo und allen Beteiligten, die mir diese Erfahrung ermöglicht haben. 

Lea Essing (Trainee Sustainability Coffee)