Sina auf dem Klimagipfel #COP27
Vor kurzem ist der Klimagipfel in Sharm el Sheikh zu Ende gegangen. Das globale Ergebnis: frustrierend. Doch im Kleinen, das ist die gute Nachricht, bewegt sich eben doch so einiges. Gutes. Zum Beispiel beim Thema emissonsfreie Schifffahrt, weil Tchibo mit vielen anderen Playern aktiv voran geht. Unsere Kollegin Sina Schoenlein, Projektmanagerin Logistik & Nachhaltigkeit, saß mit Mitstreitern wie Amazon bei der Vorstellung des Projektes auf dem Podium - in einer sehr unterkühlten Halle. Anbei der Mitschnitt.
Wie wir Schiffsbelader mit der Initiative coZEV einen großen Teil unseres CO2 Verbrauchs einsparen werden, darüber sprache ich mit Sina.
Sina, du warst für Tchibo und unseren Logistikbereich auf der COP27 Klimakonferenz - und hast tatsächlich gute Nachrichten mitgebracht?
Von der großen politischen Bühne habe ich vor Ort wenig mitbekommen, aber auf der Ebene der Initiativen- und Branchen-Gespräche habe ich gesehen, dass viele Action Pläne geschmiedet worden sind. Diese gilt es nun zu realisieren, auch für uns. Tchibo ist Teil der Initiative Cargo Owners for Zero Emission Vessels (coZEV). Im Rahmen dieser Initiative haben wir eine Roadmap entwickelt, die uns Verladern die Perspektive aufzeigt, bis 2040 nur emissionsfreie Seefracht einzukaufen. Diese durfte ich in einem Panel auf der Konferenz vorstellen (siehe oben).
Wir sind natürlich nicht diejenigen, die die Schiffe bauen oder die Infrastruktur erstellen, aber wir können als Verlader entscheidende Signale senden. Denn um unsere Klimaziele zu erreichen, spielt die Schifffahrt eine entscheidende Rolle. Und dies nicht nur bei uns. Hinter coZEV stehen 19 Unternehmen (wie bspw. Amazon, Beiersdorf, IKEA, Patagonia, Unilever) und gemeinsam wird die Nachfrage nach emissionsfreier Seefracht verstärkt. Dies soll dazu führen, dass weitere Investitionen in Infrastruktur und Schiffe getätigt werden.
Diese Initiative ist für unsere Tchibo CO2 Ziele sehr wichtig?! Vielleicht sogar ein Game Changer?
Die Schifffahrt macht ungefähr 10 Prozent unserer Scope 3 (also nachgelagerten) Emissionen aus. Ca. 80 Prozent der Scope 3 Emissionen stammen von den Kaffee- und Baumwollfeldern und den Fabriken. Da es sich um zahlreiche Felder und Fabriken handelt, hat jede Location einen vergleichsweise geringen Emissionsausstoß. Hier zu handeln ist also ohnehin schwierig. In der Schifffahrt haben wir dagegen deutlich weniger Player, mit je hohem Emissionsausstoß. Sobald ein emissionsfreier Service angeboten wird, liegt es in unserer Hand diesen auch auszuwählen und die Emissionen damit aktiv zu senken. Durch den Zusammenschluss mehrerer Unternehmen durch coZEV können wir unsere Stimme vergrößern und die Investitionen fordern, die es benötigt, um emissionsfreie Seefracht zu etablieren.
Wie sieht unsere Mitarbeit bei CoZEV aus?
Ich bin in verschiedenen Arbeitsgruppen und war so Teil der Gestaltung der Roadmap. Dies bedeutet regelmäßige Treffen mit internationalen Firmen. Im Grundsatz geht es darum ein vertrauenswürdiges Signal in die Branche zu senden, um Investitionen zu verstärken. Die „Actions“ der Roadmap beschreiben diese Signale.
So wird es in Zukunft eine „Policy Coalition“ geben, die mit der Politik interagiert, um Maßnahmen zu etablieren, die den vorhandenen Preisunterschied verringert. Mit ZEMBA (Zero Emission Maritime Buyers Alliance) wird eine Initiative gegründet, die es ermöglicht als Konsortium eine Nachfrage nach „zero emission“ Seefracht zu veröffentlichen. Zudem wird das „Green Corridor Advisory Board“ gegründet, die Verladern zum einen hilft den Überblick über die „Green Corridor“ Projekte zu behalten und zum anderen unterstützt Input zu geben. Als Green Corridor wird dabei eine Handelsverbindung (z.B. Singapur – Rotterdam) beschrieben, die emissionsfrei abgebildet werden soll.
In wenigen Jahren werden die Schiffe, mit unserer Non Food Ware aus Asien, aber auch dem Kaffee aus Südamerika, CO2 frei über die Meere fahren?
Bis wir da sind, dauert es tatsächlich noch einige Jahre. Die ersten paar Schiffe, die emissionsfrei fahren könnten, kommen nächstes Jahr aufs Wasser. „Könnten“ deshalb, weil die Schiffe mit 2 Motoren ausgestattet sind, die sowohl das heute eingesetzte Schweröl als auch emissionsärmeren Treibstoff tanken können. Um bis 2050 die gesamte Seefracht zu dekarbonisieren, müssen 5% des Treibstoffes bis 2030 „zero emission“ sein. Das klingt nicht so viel, ist es aber. Man muss nur bedenken, dass ein Schiff bis zu 20 Jahre im Dienst ist. Dies führt dazu, dass heute gebaute Schiffe bis ca. 2042 fahren werden. Ein rollierender Austausch ist nicht in ein paar Jahren erledigt. Demnach kann natürlich auch nicht in wenigen Jahren unsere Ware nur auf diesen emissionsfreien Schiffen unterwegs sein. Hier gilt das „Grünstrom Prinzip“ oder auch Mass Balancing, welches ebenfalls von der Baumwollbeschaffung bekannt ist. Wir bezahlen den CO2 freien Treibstoff, reduzieren unsere Emissionen und fördern damit den globalen Ausbau.
Unsere CO2 freie Zukunft ist zumindest in Bezug auf die Schifffahrt positiv zu sehen?
Ich denke schon. Aber es braucht Zeit und die richtigen Entscheidungen und Zusammenschlüsse auf politischer und unternehmerischer Ebene. Es geht nur gemeinsam, das habe ich auf der ganzen Konferenz gemerkt. Das Wort “Together“ war wirklich in jedem Gespräch mitzubekommen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns mit vielen anderen Unternehmen zusammentun. Und hier ist ein großer Spirit bei allen Unternehmen zu finden. Viele ziehen an einem Tau und wollen die Segel setzen!
Was hast du von der Klimakonferenz sonst mitgenommen?
Das Gelände der Konferenz war riesig und bestand aus mehreren großen Zelten. Insgesamt waren sicher 1000 Stände aufgebaut, wie auf einer Fachmesse. Alle Länder der Erde und verschiedene Initiativen und NGOs hatten ihren eigens gestalteten Stand. Das war schon einmal sehr interessant zu beobachten. Ziemlich unangemessen für eine Klimakonferenz war die Klimaanlage. Diese war so kalt eingestellt, dass man in den Zelten ständig gefroren hat und ich einen Winterschal als Decke genutzt habe. Ich habe aber gelesen, dass dies in der zweiten Woche der Konferenz angepasst wurde.
Die Vorträge waren total vielfältig. Am Außergewöhnlichsten fand ich ein Panel mit 4 Frauen, wo unter anderem die Bürgermeisterin aus Bethlehem dabei war. Sie berichtete über ein Projekt, welches die Wasserversorgung der Bürger verbesserte und wie sie persönlich sich dafür eingesetzt hat. Eine Ärztin aus Kairo berichtete über die Sortierung von Plastik. Ohne die tägliche Arbeit an unserem Müll, wäre die Erde schon in einem ganz anderen Zustand.