International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Sector
Ein Grund zur Freude ist es allemal für Tchibo: bereits zum dritten Mal konnten sich internationale Bekleidungsfirmen und die globalen Gewerkschaftsverbände auf eine Verlängerung des International Accords for Health and Safety in the Textile and Garment Sector einigen. Dieses Mal sogar auf eine Laufzeit von 6 Jahren – also so lang wie noch nie.
Die Entstehung des International Accords und unsere Arbeit bei Tchibo sind eng miteinander verwoben. Warum? Bereits 2012, also vor der Gründung des ACCORDs, haben wir mit den Gewerkschaftspartner*innen an der Vorläufer-Vereinbarung gearbeitet, die die Brand- und Gebäudesicherheit in den Fabriken in Bangladesch in den Blick nahm. Unsere Due-Diligence-Analysen haben uns damals bereits gezeigt, dass wir nicht in der Lage waren, als einzelnes Unternehmen wirkungsvoll Feuer- und Gebäudesicherheit in den Fabriken, die wir in Bangladesch beauftragten, umzusetzen. Es brauchte jedoch erst die schreckliche Tragödie von Rana Plaza, welches viele weitere Unternehmen dazu bewegte, 2013 den Anstoß zur offiziellen Gründung des Accords zu geben.
Auch heute noch sind wir der Überzeugung, dass wir einen gemeinsamen, systemischen Ansatz brauchen, um die Textilbranche nachhaltig sicherer zu machen. Was die Verhandlungen auch gezeigt haben: auch wenn der Accord nun seit über 10 Jahre in Kraft ist, ist er kein Selbstläufer. Er muss immer wieder angepasst und verhandelt werden, da die Herausforderungen sich über die Jahre verändert haben. Viele Unternehmen – wie auch Tchibo – stellen sich der dauerhaften Verpflichtung, die Sicherheit in den Produktionsstätten weiter zu erhöhen.
Was bringt der Accord für Veränderungen und was kommt auf Unternehmen zu? Es gibt im Wesentlichen drei Veränderungen im Vergleich zum vorherigen Agreement: Zum einen wird die Verwaltungsstruktur an die aktuellen Herausforderungen angepasst. Da bereits Anfang dieses Jahres der Accord nach Pakistan ausgeweitet wurde, wird es nun eine übergeordnete Internationale Struktur geben, unter die die sogenannten Länderprogramme („Country-Specific Safety Programs -CSSP“) organisiert werden. So gibt es nun eine eigene Struktur für Bangladesch und eine für Pakistan. Zum anderen wurden Kriterien zur Ausweitung der Arbeit des Internationalen Abkommens auf andere Länder spezifiziert: Machbarkeitsstudien, Sicherheitsrisiken, Erstinspektionen sind einige Kriterien anhand geprüft werden soll, ob der Accord auch in anderen Ländern tätig werden kann.
Eine weitere Diskussion, die das Abkommen aufgenommen hat, ist die Frage, welche Themen von der Beschwerdestelle bearbeitet werden soll und welche nicht. Bislang ist es so, dass in Bangladesch die unabhängige nationale Organisation RMG Sustainability Council (RCS) Beschwerden von Arbeiter*innen in Bezug auf Gebäude- und Arbeitsplatzsicherheit bearbeitet. Die meisten Beschwerden, die beim RSC eingehen hängen jedoch mit anderen Menschenrechtsverletzungen zusammen (wie z.B. Löhne oder fristlose Kündigungen) und nun wurde der Weg bereitet, zu diskutieren, ob der RSC auch diese Beschwerden bearbeitet – dies wäre eine große Hilfe für Unternehmen. Wie dies in der Praxis aussehen soll, muss noch ausdiskutiert werden.
Der Accord ist ein wichtiges Signal nicht nur an unsere Produktionsländer, dass wir Verantwortung übernehmen, sondern vor allem an die Arbeiter*innen in unseren Fabriken. Sie werden über ihre Interessenvertretungen im Accord vertreten und sie haben weiterhin die Möglichkeit Beschwerden einzureichen. Nicht mehr nur in Bangladesch, sondern ab 2024 auch in Pakistan und mit dem neuen Accord perspektivisch auch in anderen Ländern.
Der Accord zeigt Wege auf, wie Unternehmen gemeinsam systemisch etwas verändern können. Wir hoffen, dass wir diesen Pfad auch für andere Herausforderungen mit dem gleichen Engagement bearbeiten können, denn die Herausforderungen in den Lieferketten sind weiterhin enorm, wie wir z.B. an der Diskussion um höhere Mindestlöhne in Bangladesch gesehen haben Tchibo ist bereit diesen Weg zu gehen.