"Kaffee ist nicht gleich Kaffee"
Kaffee ist nicht gleich? Tja, das ist die Frage aller Fragen, sie steht über allem, weiß Sommelier Benjamin. Und daher nähern wir uns dieser in der zweiten Episode von „Kaffee-Wissen to go“ im 5 Tassen täglich Podcast. Denn an ganz vielen Stellen, gibt es Einfluss auf Geschmack vom Kaffee, wissen die beiden Spezialisten Markus vom Einkauf und Benjamin in der Zubereitung. Die Stellschrauben sind also mannigfaltig, denn vom Anbau bis zum Aufbrühen in der Tasse kann so viel passieren. Und „gut glücken“, für das perfekte Geschmackserlebnis. Oder eben auch schief gehen. Ab geht’s in die Details!
Die Wahrnehmung auf Kaffee hat sich verändert, erklärt Markus Meusburger denn sogleich. Bei Kaffee gibt es viele Analogien zu vielen landwirtschaftlichen Produkten, die sich im Geschmack dezidiert beschreiben lassen (z.B. Wein, Äpfel, …) Dabei hat die Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Kaffee in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Diese Tendenzen geben dem Kaffee ein mehr an Wert. Denn Kaffee ist weniger ein Begleitprodukt geblieben, sondern hat sich hin zu einem Lifestyle entwickelt. „Und das tut dem Kaffee gut“, erklärt Benjamin Widegreen.
Er nimmt dann auch den Vergleich zu Bier und Gin auf (Stichwort Craftbierszene). Hier gibt es eine neue Zuwendung zum Produkt und zum Herstellungsprozess. Kaffee wird daher mehr als Naturprodukt wahrgenommen, dass nicht nur nebenbei getrunken wird. Auch die vielen kleinen Röstereien tragen mit ihrem Einsatz dazu bei, dass Kaffee vor Ort mehr Aufmerksamkeit erfährt.
Stellt sich also die Frage: Werden inzwischen auf mehr hochwertige Kaffee angeboten? Mit der Wertschätzung nimmt auch die Wahrnehmung für die Vielfalt des Geschmacks zu, erklären die beiden Experten. So hat die Beschäftigung mit dem Geschmack sehr an Bedeutung gewonnen. Hier wird ähnlich darüber im Geschmack gesprochen, wie man es beim Verkosten von Wein schon lange kennt.
Neben Benjamin und Markus habe ich auch unsere Kollegin Gina nach
ihrer Sicht auf Kaffee, seine Vielfalt und warum Kaffee nicht gleich
Kaffee ist, gefragt. Und sie hatte ebenso eine spannende Antwort parat
oder soll ich eher sagen, blickt noch einmal mit anderen Fragen auf die
Bohne:
„Die große Vielfalt der kleinen Bohnen fasziniert mich seit
Jahren. Insbesondere der Blick hinter die Kulissen: Was passiert mit den
Kirschen im Ursprung genau? Wie werden die Bohnen aufbereitet? Welchen
Einfluss hat die Röstung? Und was passiert eigentlich wenn ich den
Kaffee mit unterschiedlichen Zubereitungsarten aufbrühe? Mir macht es
unglaublich Freude die Welt des Kaffees zu verstehen und so viele Bohnen
wie möglich zu probieren – wer hat denn nicht Lust auf eine
„Inspirationsreise?“. Recht hat sie. Kaffee lädt zum Ausprobieren und
Experimentieren ein und dabei kommt jeder auf „den“ oder eben einen
anderen Geschmack.
Zu Abschluss des „Wissen to go“, streifen wir noch das Gebiet „Specialty Coffee“, für das es keine einheitliche Definition gibt. Benjamin erklärt kurz die SCA mit ihrem Kriterienkatalog und der Scorevergabe beim Cupping. So werden beispielsweise Kaffees unter einem Score von 80 % nicht dem Speciality Coffee zugerechnet. Im Cupping wird hier Geschmack des Kaffee gewertet anhand von 10 Kriterien (z.B. Aroma, Mundgefühl, Säure, Körper, Wie sauber ist die Tasse und es werden Fehler detektiert). Insgesamt geht es um die Bewertungsfrage, wie komplex und hochwertig der Geschmack des Kaffees dabei ist. Hier werden wir sicherlich ein anders mal noch detaillierter einsteigen.
Ob ich den beiden Profis am Schluss einen absoluten Lieblingskaffee entlocken oder ein Tipp für ein besonderes Kaffeeland erhalte? Hört gleich rein!