Über das Ende von Tchibo Share (und einen Neuanfang)
Mitte Dezember werden wir Tchibo Share - in seiner jetzigen Form – nach knapp drei Jahren Pionierarbeit einstellen. Viele Kunden der ersten Stunde haben uns bis zuletzt treu begleitet. Dennoch konnten wir die kritische Masse, die es braucht um ein Geschäftsmodell erfolgreich zu machen, nicht erreichen.
Die Corona-Pandemie tat ihr Übriges und war sicher nicht hilfreich. In Zeiten von Homeoffice, Kontaktbeschränkungen und strengen Hygieneregeln ist Kleidung (generell) weniger gefragt. Unser Partner, die Mietplattform kilenda, die Tchibo Share als Dienstleister betreut, wird das eigene Sharing-Angebot ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen einstellen.
Auch wenn es jetzt nicht weitergeht – wir haben für die Zukunft viel gelernt. Insbesondere mussten wir feststellen, dass das Vermieten von Alltagsbekleidung noch nicht von der Mitte der Gesellschaft angenommen wird. Und der Vorteil aus Kundensicht offensichtlich noch nicht klar genug ist.
Ein Blick zurück: Im Januar 2018 haben wir als erstes großes Handelshaus ein Mietmodell für Kinderkleidung ins Leben gerufen. Die Idee von Tchibo Share war es, Produkte möglichst lange weiter zu verwenden. Unser Ansporn: die Entwicklung unseres Geschäftes mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Also Produkte zu vermieten und gleichzeitig Ressourcen zu schonen; einen Beitrag zu leisten, weg von einer Wegwerfgesellschaft hin zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaft mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Unser Ausgangspunkt war Baby- und Kinderkleidung, da diese bekanntlich immer nur für kurze Zeiträume gebraucht wird, solange die Kinder noch wachsen. Außerdem sind Eltern mit dem Second Hand Modell sehr vertraut.
Im engen Dialog mit unseren Kunden haben wir im Folgejahr das Sortiment schrittweise ausgebaut: von Baby- und Kinderbekleidung zu Damenbekleidung, über Sport & Hobby bis hin zu Kaffeemaschinen. Wir konnten Partner von unserer Vision „Die Mietplattform für den nachhaltigen Alltag junger Familien zu werden“ überzeugen und unsere Sortimente um hochwertige Marken wie HABA (Kinderspielzeug), PYUA (nachhaltige Ski-/Outdoorbekleidung) und Didymos (Babytragen) erweitern.
Mieten will gelernt sein – und jetzt?
Das Ende von Tchibo Share bedeutet keinesfalls das Ende von alternativen Geschäftsmodellen für Tchibo. Im Gegenteil. Während der Krise haben wir auch erlebt, dass Themen wie nachhaltiger und kritischer Konsum an Relevanz gewonnen haben. Die Frage ist aber, ob Sharing - in der bisherigen Form - die richtige Antwort darauf ist.
Also? Wir machen weiter! Wir suchen jetzt nach neuen Konzepten für nachhaltigen Konsum, zum Beispiel gemeinsam mit dem Impact Hub Hamburg, einem Netzwerk für nachhaltige Start-ups.
Letztlich glauben wir an den Satz „Fail Fast. Fail Forward.“ Wir haben bei Tchibo sehr viel Herzblut in das nachhaltige Geschäftsmodell Tchibo Share gesteckt - und sind stolz auf das gemeinsam Erreichte der vergangenen knapp drei Jahre. Jetzt haben wir die Möglichkeit, mit dem Gelernten nach einem für Kunden relevanteren Angebotsmodell zu suchen, das hoffentlich den Weg in Richtung eines breiten nachhaltigen Konsums ebnet.
Über die Hintergründe des „Scheiterns“ von Tchibo Share diskutieren im aktuellen „5 Tassen täglich“ Podcast Sarah Herms, Tchibo, und Hendrik Scheuschner, CEO von kilenda. Zu hören auf Apple Podcasts, Spotify, Audio Now und tchibo.de/podcast