Leben & Arbeit
3D-Designwettbewerb

Ein Kleid an einem Tag

Habt ihr schon mal versucht ein Kleid vom ersten Bleistiftstrich bis zur letzten Naht innerhalb eines Tages fertigzustellen? Gut, wir auch nicht.

Denn was wir als Endkonsumenten im Laden auf der Kleiderstange hängen sehen, durchläuft vorher einen ziemlich aufwendigen Prozess. Wir durften beobachten, wie der Designprozess der Zukunft im Idealfall aussehen soll: der Schnitt wird entworfen und in Einzelteile zerlegt, die dann in ein industrielles Schnittprogramm übertragen werden. Dort werden sie verändert und angepasst und häufig auf ein visuelleres, intuitiveres 3D-Programm übertragen, wo erneut am Schnitt und am Design gearbeitet wird. Bis der Schnitt stimmt, wird mehrere Male zwischen den Programmen hin und her gesprungen. Wenn all diese Schritte vollendet sind, hält man den ersten Prototypen des Kleidungsstückes in den Händen.

Ich bin Pauline und seit letztem September Praktikantin bei Corporate Communications (CC) im Bereich Non Food. Zusammen mit meiner Mit-Praktikantin Maria durfte ich im vergangenen Dezember einen kleinen Designwettbewerb miterleben, den es bisher in der Form wohl nur in New York City und in Amsterdam gegeben hat: „Kleid an einem Tag“.

In Kooperation mit Browzwear, eine der führenden Marken im Bereich des 3D-Fashiondesigns und der Mode-Akademie JAK in Hamburg hat Tchibo dieses Projekt gestartet. Dabei stand die Frage im Vordergrund, was mit und durch die 3D-Entwicklung im Bereich Modedesign alles möglich ist: Wie sehr können wir die Schaffungs- und Produktionsprozesse kürzen? Wo können Ressourcen eingespart werden? Wie kann die Produktion von Kleidung dadurch nachhaltiger und umweltbewusster gestaltet werden?

Um all diese Fragen zu beantworten haben wir die angehenden Modedesigner- und Manager der JAK mit einer kleinen (großen) Challenge konfrontiert: ein Kleid für die Firma Tchibo zu entwerfen, vom Bleistiftstrich bis zur letzten Naht, innerhalb weniger Stunden. Oder wie es Oliver Widman, Geschäftsführer der JAK, auf den Punkt gebracht hat: so einfach wie möglich und so kompliziert wie nötig.

Was da eigentlich verlangt wurde, ist uns allen - zumindest Maria und mir - im Laufe des Tages erst richtig klar geworden. In Teams von mindestens zwei Studierenden wurde mit den Designprogrammen Browzwear und Grafis gearbeitet, am Schreibtisch gezeichnet und über Muster und Farbgebung diskutiert.

Es gab einige Vorgaben seitens Tchibo, denn es sollte ein Maxikleid im Stufenlook entstehen – eine Art von Kleid, die uns besonders in den Sommer- und Herbstmonaten als Trendpiece begegnen wird. Zudem mussten sich die Studierenden an einer bestimmten Farbpalette und Mustervorgaben orientieren. Ihre Kreativität durften sie vor allem beim Stil der Ärmel, des Ausschnitts, aber auch bei der Gestaltung des Musters beweisen. Die Erfüllung der Aufgabe wurde später bei der Präsentation der Designs diskutiert: Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis? Passt der Stil und das Design zu Tchibo und zur Tchibo Kundin? Würde das Kleid bei Frauen mit verschiedenen Proportionen und Größen gleichermaßen sitzen? Ein einziges Produkt und so viele Fragen!

Über zwei Stunden lang waren alle Studierenden an der Arbeit, auch mit Hilfe von einigen Dozenten und Expertinnen des Browzwear-Programms „V-Stitcher“. Mit V-Stitcher lassen sich Designs und Schnitte nämlich intuitiv und graphisch erstellen, verändern und anpassen. Die vorgenommenen Manipulationen werden dann direkt an einem 3D-Model veranschaulicht und jede Änderung wird daran visualisiert.

Für Tchibo standen dabei vor allem die Einblicke, die wir alle durch die Kooperation erhalten haben und die Möglichkeiten des 3D-Fashiondesigns in Bezug auf Nachhaltigkeit und Effektivität im Vordergrund. Von Seiten der Studierenden war die Challenge selbst schon Motivation und Herausforderung genug – aber für die besten Entwürfe gab es natürlich auch kleine Belohnungen von Tchibo und Browzwear.

Zuletzt ging es an die Preisverleihung:  Als wir in der JAK ankamen, warteten auf uns schon die mit Fleiß genähten Prototypen der Kleider in weißen und kobaltblauen Stoffen. Das gesamte Tchibo Team war von den Ergebnissen, der angehenden Modesignern- und Managern begeistert! In den abschließenden Präsentationen der Teams wurden die genähten Kleider an einem Tchibo Model der Jury vorgeführt. Nach einer kurzen Besprechung wurden die glücklichen Gewinner gefunden: zwei Studentinnen aus dem ersten Semester überzeugten mit ihrem Kleid, räumten den ersten Preis ab und durften fröhlich mit einer einjährigen Browzwear-Lizenz, einer Tchibo Geschenkkarte und – was auch sonst – Kaffee nach Hause gehen.