Menschenrechte

WE Programm

Bild von Fatima aus Bangladesh

Eigene Rechte kennen und Ansprüche formulieren

Das WE Programm unterstützt Menschen in den Fabriken unserer Lieferketten darin, ihre eigenen Rechte zu erkennen und für sie einzustehen.

Das Ziel des WE Programms besteht darin, die Arbeitsbedingungen in unseren Lieferketten dauerhaft und selbsttragend zu verbessern. Es unterstützt unsere Produzent*innen, die Vorgaben unseres Supplier Code of Conduct (SCoC) einzuhalten und darüber hinaus zu gehen.

Wie funktioniert WE genau?

Illustration von einer Näherin an einer Nähmaschine
Menschenrechte sind komplex

Wir verlassen uns nicht auf die reine Kontrolle unserer Zuliefer*innen durch Audits. Sexuelle Belästigung zu erkennen und zu verhindern braucht andere Herangehensweisen als Feuerschutzmaßnahmen. Menschenrechte sind nicht nur ein Resultat von Fakten, sondern basieren auf Beziehungen. Der Schlüssel für Verbesserungen liegt deshalb im Dialog aller beteiligten Menschen: Er ist unser Weg, Beziehungen und Arbeitsweisen so zu verändern, dass Menschenrechte geschützt werden. 2008, zu Beginn des WE Programms, war dieser Ansatz eine echte Innovation.

Arbeiter in einer Fabrik
Die Menschenrechtsbereiche in WE

WE entstand aus unserer Bewertung der Menschenrechtsrisiken in unseren Non-Food-Lieferketten und basiert auf den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und internationalen Menschenrechtskonventionen. Das Programm konzentriert sich auf die Bereiche mit dem größten Verbesserungsbedarf: Kinderarbeit, Gewalt, Diskriminierung, Beschäftigungsbedingungen, Löhne, Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Vereinigungsfreiheit, Arbeitnehmervertretung und Kommunikationskanäle.

Das WE-Programm betrachtet verschiedene Menschenrechtsthemen aus zwei Perspektiven: die Zwangsarbeitsperspektive und die Genderperspektive. Die Zwangsarbeitsperspektive hilft uns, Praktiken und Menschenrechtsverletzungen zu identifizieren, die auf Zwangsarbeit hindeuten können. Die Genderperspektive ermöglicht die systematische Identifizierung und Bearbeitung geschlechtsspezifischer Probleme wie Diskriminierung, Gewalt und Gesundheitsversorgungsbedarf.

Illustration von einer Fabrik
Die Fabrik als Ausgangspunkt

Das WE Programm läuft nicht nach einem festen Muster ab. Es entsteht in jeder Fabrik neu, je nachdem welche Probleme sie hat oder welche spezifisch für ihren Sektor sind. Sobald WE in einer Fabrik startet, definieren die Teilnehmer*innen die Probleme, die für sie gerade am dringlichsten sind. Sie legen so die Reihenfolge fest, in der sie die Menschenrechtsbereiche bearbeiten wollen. Wir stellen sicher, dass immer Arbeiter*innen und deren Vertreter*innen sowie Fabrikmanager*innen gemeinsam an WE teilnehmen.

Das Programm läuft in jeder Fabrik mindestens zwei Jahre lang. Das bedeutet, dass regelmäßig Dialogsitzungen stattfinden, die auf die Situation und Bedürfnisse der Fabrik zugeschnitten sind.

Fabrik Prepday in Vietnam
Vertrauensvoller Dialog

WE ist kein Trainingsprogramm – und Dialog heißt für uns nicht nur, dass Menschen miteinander reden. Er ist ein strukturierter Prozess, um eine wünschenswerte Zukunft zu schaffen, und fordert die Teilnehmer*innen auf, aktiv daran teilzunehmen. Um für sie ein hohes Maß an Sicherheit zu schaffen, arbeitet WE mit lokalen Teams spezialisierter Expert*innen, die diesen Prozess steuern und begleiten. Sie sind unsere WE Facilitator*innen.

Gemeinsam mit den WE Facilitator*innen setzen sich die Teilnehmenden damit auseinander, wie ihr Arbeitsplatz und ihre Beziehungen zueinander in Zukunft aussehen sollten, anstatt ihren Blick ausschließlich auf die bestehenden Probleme zu verengen. Dieser Ansatz eröffnet ihnen neue Wege, ihre Realität zu verändern. Wir unterstützen sie dabei, alle Lösungen zusammen zu erarbeiten. Der Prozess nimmt Zeit in Anspruch. Gleichzeitig zeigt unsere Erfahrung, dass die Beteiligten nötige Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz auf diesem Weg am besten umsetzen können.

Illustration von einer Fabrik

Wo ist WE?

Das WE Programm ist in Fabriken in Bangladesch, China, Indien, Kambodscha, Pakistan, Taiwan, der Türkei und Vietnam aktiv. Die Fabriken stellen Bekleidung und Textilien, Lederwaren, Schmuck, Elektronikartikel, Möbel, Metallwaren und Küchenutensilien für Tchibo und andere Kunden her.

Herausforderungen, an denen wir kontinuierlich arbeiten

Auch wenn wir über die Jahre das Programm kontinuierlich weiterentwickeln, bleiben einige Herausforderungen bestehen – diese sind auch anderen Fachleuten im Bereich der Menschenrechts-, Transformations- oder Entwicklungsarbeit bekannt:

Workshop zur Arbeitssicherheit
Dauerhafte Verankerung des WE Ansatzes in den Fabriken

Wir streben an, dass sich der WE Ansatz und damit die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen dauerhaft in den Fabriken verankert. Gleichzeitig stellen wir fest, dass die Anwendung der Methoden und die Arbeit daran in den Hintergrund oder sogar in Vergessenheit geraten, wenn wir die Arbeit nicht begleiten. Das kann auch bei Fabriken geschehen, welche im Prozess gute Verbesserungen erzielt haben. Dies kann unterschiedliche und mehrere Gründe haben: fehlendes Engagement der Firmen- und Fabrikleitung, andere Prioritäten im Alltag der Produktion, Personalfluktuation auch im mittleren Management.

Unser Ansatz: Wir unterstützen Fabriken in allen Ländern kontinuierlich und individuell, abgestimmt auf ihre jeweilige Situation und Bedürfnisse. Wir setzen uns dafür ein, nachhaltige Prozesse in den Fabriken zu etablieren, Arbeitnehmervertreter*innen zu stärken und Gewerkschaften einzubinden.

Menschen in einer Fabrik
Engagement der Firmenleitung

Um möglichst viele und dauerhafte Verbesserungen in den Fabriken zu erreichen, braucht es die Zustimmung und die Unterstützung der Firmenleitung. Dies ist nicht immer zu erreichen – auch weil es sich teilweise um große Unternehmen handelt, deren Firmenleitung in anderen Ländern sitzt als an den Fabrikstandorten.

Unsere Herangehensweise: Wir beziehen die Einkaufskolleg*innen mit ein, um die Bedeutung des Programms herauszustellen. Die erste Aktivität in einer Fabrik richtet sich an die Fabrikleitung; sie wird im Verlauf regelmäßig informiert und einbezogen.

Fabrikarbeiterinnen in der Fabrik
Beteiligung der gesamten Belegschaft

Viele Fabriken in Asien haben einige Tausend Mitarbeiter*innen. Deshalb ist es uns nicht möglich, alle Beschäftigten direkt in das Programm einzubeziehen. Gleichzeitig ist es das Ziel, dass möglichst viele Arbeiter*innen über ihre Rechte informiert werden und von den Verbesserungen profitieren.

Unsere Herangehensweise: Wir setzen darauf, in den Fabriken Prozesse zu etablieren, Arbeitnehmervertreter*innen zu stärken und Gewerkschaften einzubeziehen. Wir führen Aktivitäten durch, die auf die Sichtbarkeit der Arbeit zielen, wie beispielsweise Poster-Paraden in der Kantine.

Workshop
Wirkungsmessung

Wir erleben, dass das WE Programm wirkt – oft in Form von verändertem Verhalten. Dies ist mit klassischer, quantitativer Wirkungsmessung oft nicht abbildbar, die von einfachen Wirkmechanismen ausgeht (Aktivität A bewirkt B). In unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass Wirkzusammenhänge oft komplexer sind. Wir suchen deshalb nach neuen Formen der Wirkungsmessung, in die wir vor allem die Geschichten der Beteiligten und ihre Erfahrungen einbeziehen.

Unsere Herangehensweise: Anstatt auf traditionelle Wirkungsmessung zu setzen, arbeitet das WE-Programm mit OASIS, einem Tool, das speziell entwickelt wurde, um Verhaltensänderungen zu erkennen und uns zu fragen, ob wir uns in die richtige Richtung bewegen. Im Gegensatz zu den meisten Monitoring- und Evaluationstools liefert uns OASIS keine Antworten. Stattdessen ermöglicht es uns, fundiertere Fragen zu stellen und unsere nächsten sinnvollen Maßnahmen zur Verhaltensänderung zu planen.

Learnings & Meilensteine der letzten Jahre:

Seit 2024 wurden 18 Fabriken neu in das Programm aufgenommen. Bis Mai 2025 waren insgesamt 458 Fabriken beteiligt und seit 2008 nahmen mehr als 400.000 Arbeiter*innen und Manager*innen an WE-Aktivitäten teil.

Um WE weiter zu skalieren und mehr Fabriken zu erreichen, haben wir das WE Programm als eigenständige Organisation 2023 ausgegründet. Nun können auch andere Unternehmen das WE Programm nutzen und gemeinsam können wir einen größeren Hebel für Menschenrechte erreichen.

Start des WE Programms

Pilotphase mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Start des WE Programms

Pilotphase mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Refokussierung

Wie bei Expansionen nicht unüblich, stellen wir zu diesem Zeitpunkt fest, dass wir beim Ausbau zwischenzeitlich zu sehr auf Quantität statt Qualität gesetzt haben: Wir rücken die menschenrechtlichen Themen und die WE Werte (Dialog, Empowerment und Co-Creation) zurück in den Mittelpunkt.

Refokussierung

Wie bei Expansionen nicht unüblich, stellen wir zu diesem Zeitpunkt fest, dass wir beim Ausbau zwischenzeitlich zu sehr auf Quantität statt Qualität gesetzt haben: Wir rücken die menschenrechtlichen Themen und die WE Werte (Dialog, Empowerment und Co-Creation) zurück in den Mittelpunkt.

WE in der COVID-19 Pandemie

Je nach pandemischer Lage führen die WE Facilitator*innen die Aktivitäten mit Arbeiter*innen und Manager*innen online, in hybrider Form zwischen online und vor Ort oder in Präsenz unter strenger Einhaltung der nationalen Hygienevorgaben durch.

WE in der COVID-19 Pandemie

Je nach pandemischer Lage führen die WE Facilitator*innen die Aktivitäten mit Arbeiter*innen und Manager*innen online, in hybrider Form zwischen online und vor Ort oder in Präsenz unter strenger Einhaltung der nationalen Hygienevorgaben durch.

Das WE Programm wird von Tchibo losgelöst

Nachdem Tchibo das Programm in den letzten 15 Jahren eigenständig umgesetzt hat, wird es losgelöst fortgeführt, um es für interessierte Unternehmen und Organisationen zu öffnen. Dennoch bleibt es ein fester Bestandteil des sozialen Engagements von Tchibo.

Das WE Programm wird von Tchibo losgelöst

Nachdem Tchibo das Programm in den letzten 15 Jahren eigenständig umgesetzt hat, wird es losgelöst fortgeführt, um es für interessierte Unternehmen und Organisationen zu öffnen. Dennoch bleibt es ein fester Bestandteil des sozialen Engagements von Tchibo.

Ausweitung von WE auf Taiwan

Im Einklang mit unserer Beschaffungsstrategie und unserem Engagement für Menschenrechte haben wir das WE-Programm im April 2024 auf Taiwan ausgeweitet und bekräftigen damit unser Engagement für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in unserer gesamten Lieferkette.

Ausweitung von WE auf Taiwan

Im Einklang mit unserer Beschaffungsstrategie und unserem Engagement für Menschenrechte haben wir das WE-Programm im April 2024 auf Taiwan ausgeweitet und bekräftigen damit unser Engagement für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in unserer gesamten Lieferkette.

Einbau in die Tchibo Lieferkette

Seit 2012 rollen wir das WE Programm aus. Neben den Ländern der Pilotphase, Bangladesch, China, Laos und Thailand, bauen wir das WE Programm auch in Äthiopien, Indien, Kambodscha, in der Türkei und in Vietnam auf. Bis Ende 2015 haben wir 323 Fabriken integriert.

Einbau in die Tchibo Lieferkette

Seit 2012 rollen wir das WE Programm aus. Neben den Ländern der Pilotphase, Bangladesch, China, Laos und Thailand, bauen wir das WE Programm auch in Äthiopien, Indien, Kambodscha, in der Türkei und in Vietnam auf. Bis Ende 2015 haben wir 323 Fabriken integriert.

Stärkung der Teams vor Ort

Wir führen die 2016 eingeleiteten Änderungen fort und setzen dabei gleichzeitig auf eine Stärkung und Vernetzung der lokalen WE Teams.

Stärkung der Teams vor Ort

Wir führen die 2016 eingeleiteten Änderungen fort und setzen dabei gleichzeitig auf eine Stärkung und Vernetzung der lokalen WE Teams.

Bangladesch: Einführung der ersten Arbeitsunfallversicherung

Neben Tchibo unterstützen fünf andere Unternehmen als Pilotprojekt die Arbeitsunfallversicherung (EIS). Es ist ein Sozialschutzsystem, das Entschädigungen für medizinische Behandlung und Rehabilitationsleistungen sowie für Einkommensverluste aufgrund von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten vorsieht.

Bangladesch: Einführung der ersten Arbeitsunfallversicherung

Neben Tchibo unterstützen fünf andere Unternehmen als Pilotprojekt die Arbeitsunfallversicherung (EIS). Es ist ein Sozialschutzsystem, das Entschädigungen für medizinische Behandlung und Rehabilitationsleistungen sowie für Einkommensverluste aufgrund von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten vorsieht.

Trauma-Begleitsitzungen für Erdbebenüberlebende in türkischer Fabrik

Nach dem verheerenden Erdbeben im Februar 2023 bot das WE-Programm Trauma-Begleitsitzungen für Fabrikarbeiter*innen und -manager*innen in Hatay, Türkei, an. Der Schwerpunkt lag auf psychosozialer Unterstützung und der Förderung der Resilienz. Die Betroffenen wurden dabei unterstützt, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und ihr Leben in einem unterstützenden Umfeld wiederaufzubauen.

Trauma-Begleitsitzungen für Erdbebenüberlebende in türkischer Fabrik

Nach dem verheerenden Erdbeben im Februar 2023 bot das WE-Programm Trauma-Begleitsitzungen für Fabrikarbeiter*innen und -manager*innen in Hatay, Türkei, an. Der Schwerpunkt lag auf psychosozialer Unterstützung und der Förderung der Resilienz. Die Betroffenen wurden dabei unterstützt, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und ihr Leben in einem unterstützenden Umfeld wiederaufzubauen.

Fair-Price-Shops

In Bangladesch wurden in den letzten drei Jahren in acht Fabriken sogenannte Fair-Price-Shops eingerichtet. Dort können Arbeiter Grundnahrungsmittel zu einem günstigeren Preis als den üblichen Einzelhandelspreisen kaufen und haben so insgesamt geringere Ausgaben.

Fair-Price-Shops

In Bangladesch wurden in den letzten drei Jahren in acht Fabriken sogenannte Fair-Price-Shops eingerichtet. Dort können Arbeiter Grundnahrungsmittel zu einem günstigeren Preis als den üblichen Einzelhandelspreisen kaufen und haben so insgesamt geringere Ausgaben.

Bilder aus unseren WE Trainings