Was wollen die Kunden der Zukunft?
Mein Name ist Anna Stetter, ich habe im Sommer meinen Bachelor in BWL an der Universität St. Gallen abgeschlossen. Bevor ich ein Masterprogramm beginne, habe ich mich für ein Praxisjahr entschieden. Ich bin nun seit vier Monaten als Praktikantin bei Tchibo in der Logistik im Projektmanagement.
Als Teil meines Praktikums bei Tchibo in der Logistik darf ich das Projekt SURTRADE mitbegleiten. SURTRADE möchte Innenstädte mehr beleben, neuartige Shoppingmöglichkeiten und die Zukunft des Handels untersuchen. Man versucht Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Welche Dienstleistungen will der Kunde in der Zukunft? Wie soll der Onlinehandel mit dem stationären Handel zusammengeführt werden? Welche Chancen und Risiken bergen die aktuellen und zukünftigen Tech-Entwicklungen für die Innenstadt als Zentrum unseres Lebens? Um diese und mehr Fragen zu beantworten wird im Rahmen des Forschungsprojektes SURTRADE mit drei Universitäten (KLU, HHL und Uni Leipzig) und mit zwei weiteren Praxispartnern (CheckMobile und Salt Solutions) zusammengearbeitet. Dafür wurde in Leipzig ein Reallabor durchgeführt, um Besuchern der Innenstadt verschiedene Testszenarios zur Verfügung zu stellen, deren Reaktion zu untersuchen und schlussendlich zu bewerten.
Für mich war die Erfahrung in Leipzig sehr bereichernd. Am Spannendsten war die persönliche Interaktion mit den Teilnehmern des Reallabors. Vom 6-jährigen Kind bis hin zur 80-jährigen Dame konnten wir viele interessierte Passanten begeistern, unsere Erlebnisbereiche auszuprobieren. Ich habe unterschiedlichste Reaktionen beobachtet und kam dabei mit vielen Teilnehmern ins Gespräch.
Bei einer der Stationen konnten die Teilnehmer sich eine Virtual Reality-Brille aufsetzen und eine Schaufensterpuppe selbst ankleiden. So wird man in eine 3-D Welt versetzt, die unserer Welt täuschend ähnlich sieht. Während die Schaufensterpuppe immer gleich aussah, konnte man frei entscheiden, wie man sie ankleidet und in welche Umgebung man sie setzt. Ein 6-jähriges Mädchen hat sich die Brille aufgesetzt und ihre Schaufensterpuppe an den Strand gestellt. Für sie war dieser Strand so real, dass sie sich gebückt hat, um den Sand, der vermeintlich unter ihren Füßen lag, zu berühren. Ganz verwirrt hat sie sich wiederaufgerichtet, als sie nur einen Teppich unter ihren Fingern gespürt hat.
Ich kleidete meine Schaufensterpuppe im Angesicht der Milchstraße an und war über die unendliche Sicht auf die Sterne erstaunt. Eine ältere Dame durfte ich in die Geheimnisse von Alexa einweihen. Sie schaute mich ungläubig an und fragte dann Alexa, wer denn Einstein sei. Alexa antwortete sofort präzise und korrekt. Als ich nach der Hälfte der Antwort Alexa angewiesen habe, sie solle doch bitte wieder aufhören zu sprechen und prompt verstummte, war die Dame noch erstaunter. Zuletzt bat ich Alexa, ihr einen Kaffee an der QBO Kaffeemaschine aufzubrühen und diese begann sofort mit der Zubereitung.
An einer anderen Station hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich eine Holo Lens aufzusetzen. Die Brille zeigt die reale Umgebung und vermischt Projektion von virtuellen Gegenständen mit der „realen“ Welt. Im Reallabor haben wir einen Sessel in den Raum projiziert. Man konnte um den Sessel herumgehen und diesen realitätsgetreu betrachten, jedoch konnte man sich weder auf diesen setzen, noch den Stoff ertasten, da er nicht wirklich da war. Die HHL und KLU testen dabei, wie die Kaufentscheidung durch die Projektion des Sessels unterstützt wird. Es war für mich spannend zu sehen, wie die reale Welt mit der digitalen Welt zusammengeführt wird. Mir persönlich hat der virtuelle Sessel zu einer besseren Vorstellung des Gegenstands im Raum verholfen. Werden wir bald 3D-Möbel zum Einrichten nutzen? Wie es den anderen Befragten so ging, und ob wir die Holo Lens als erweiterten Verkaufsraum im Handel nutzen können, wird die wissenschaftliche Auswertung uns zeigen.
Diese und ähnliche Erfahrungen durften ich und meine Kollegen während einer Woche in Leipzig machen. Ein unglaubliches Engagement von Seiten aller Beteiligten war nötig, um das Reallabor auf die Beine zu stellen. Alle Projektteilnehmer haben an einem Strang gezogen, sodass wir mit Stolz sagen können: Das Reallabor war ein voller Erfolg. Das gesamte Projektteam freut sich schon aufs kommende Jahr, wenn im Rahmen von SURTRADE die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern weitergeführt wird.