Mensch & Verantwortung

Bangladesch: Tchibo unterstützt höhere Mindestlöhne

In Bangladesch hat die Regierung den Prozess zur Festsetzung der neuen Mindestlöhne für die Bekleidungsindustrie eingeleitet. Da die Mindestlöhne seit fünf Jahren nicht mehr erhöht wurden, liegt das derzeitige Niveau weit unter dem, was Beschäftigte brauchen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.  In Abstimmung mit der Brancheninitiative ACT on Living Wages unterstützt Tchibo die Bemühungen um einen höheren Mindestlohn in der Bekleidungsindustrie. Es ist uns wichtig, dass die von den Verhandlungsparteien - von denen einige IndustriALL-Mitgliedsgewerkschaften sind¹  - vorgelegten Überlegungen und Berechnungen berücksichtigt werden. Wir möchten die Mitglieder des Mindestlohnausschusses in Bangladesch dringend bitten, einen Verhandlungskonsens zu erzielen, bei dem das Mindesteinkommen die Grundbedürfnisse eines Beschäftigten und seiner/ihrer Familie einschließlich eines Teils zur freien Verfügung abdeckt². 

In der Bekleidungsindustrie weltweit reichen die Mindestlöhne nicht aus, um ein existenzsicherndes Lohnniveau zu erreichen. Bangladesch ist da keine Ausnahme. Aber: Das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard ist ein Menschenrecht. Faire Löhne stellen eine stabile Produktion sicher, bedeuten kontinuierliche Fortschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Industrie und gewährleisten, dass Unternehmen (gesetzliche) Sorgfaltspflichten erfüllen.

Da es für ein einzelnes Unternehmen nicht möglich ist, die Zahlung höherer Löhne in großem Maßstab zu erreichen, war Tchibo Gründungsmitglied von ACT (Action, Collaboration, Transformation) on Living Wages. ACT ist eine Vereinbarung zwischen 19 Bekleidungsfirmen und der Dachgewerkschaft IndustriALL Global Union, die darauf abzielt, existenzsichernde Löhne für die Beschäftigten in der globalen Bekleidungsindustrie durch Tarifverhandlungen auf Branchenebene und verantwortungsvolle Einkaufspraktiken zu erreichen.

Wir erkennen an, dass wir als Einkäufer durch unsere Einkaufspraktiken und die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Produzenten einen entscheidenden Beitrag leisten müssen, um die Zahlung höherer Löhne zu ermöglichen.  Weitere Informationen dazu finden Sie auch im ACT-Brief an den Mindestlohnausschuss in Bangladesch. Im Rahmen unserer ACT-Mitgliedschaft hat sich Tchibo zu fünf konkreten verantwortungsbewussten Einkaufspraktiken verpflichtet. Dazu zählt auch, dass höhere Lohnkosten in den Einkaufspreisen berücksichtigt werden.

Bangladesch ist für Tchibo seit Jahrzehnten ein wichtiges Beschaffungsland für Bekleidung und wir sichern zu, dass wir auch nach den Lohnerhöhungen weiter in Bangladesch einkaufen werden. Gemäß den gesetzlichen menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten berücksichtigt unsere Beschaffungsstrategie das Risiko von Menschenrechtsverletzungen, einschließlich des Rechts auf Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen. Wir sind daher sehr besorgt über die zunehmende Unterdrückung und Verfolgung von Gewerkschafterinnen in Bangladesch.  Wir erwarten, dass die bangladeschische Regierung darauf hinwirkt, dass Arbeiterinnen und Gewerkschafter*innen ihr Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften sowie das Recht auf Kollektivverhandlungen frei wahrnehmen können. Vor diesem Hintergrund setzen wir darauf, dass die Position der Gewerkschaften zum neuen Mindestlohn berücksichtigt wird.

Insgesamt hält Tchibo es für dringend notwendig, dass der Mindestlohnausschuss sich in einem friedlichen Prozess auf einen höheren Mindestlohn für die Bekleidungsindustrie einigt. Mit Dringlichkeit bitten wir den Mindestlohnausschuss eine Einigung zu erreichen, die den Beschäftigten ein Einkommen zusichert, welches die Grundbedürfnisse ihrer Familie deckt.

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¹siehe auch den Brief der IndustriALL-Mitgliedsgewerkschaften an den Mindestlohnausschuss vom 8. August 2023: https://www.industriall-union.org/bangladeshi-unions-demand-increased-minimum-wage-for-garment-workers.
² Dieser Lohn muss in der regulären Arbeitszeit verdient werden.